Der neue T. C. Boyle: Drei Viertel des Wegs zur Hölle

Mit „Good Home“ legt T. C. Boyle Erzählungen vor, die nicht nach dem neuesten IT-Equipment japsen, sondern nostalgisch in einer Zeit spielen, in der noch spontane Sessions die allgemeine Verkrampfung lösten.

Zwischen den jeweils neuen Romanen des 1948 geborenen US-Autors T. C. Boyle erscheint meist ein Band mit Erzählungen. Das ist auch diesmal so. Er trägt zwar den Titel „Good Home“, ist aber ironisch gemeint. Denn nicht Zufriedenheit und Behaglichkeit seiner Protagonisten stehen in fast allen der 20 Geschichten im Zentrum, sondern ihr Alltagskampf ums Überleben, ihre Gefangenheit in bornierter Konventionalität, kleine bis größere Gaunereien und der entscheidende Schritt in die falsche Richtung. Nur in zwei Texten flackert kurz ein Fünkchen des Glücks auf – und auch das ist letztlich trügerisch. Der Titel „Geplatzte Idylle“ wäre zwar stimmiger, aber wohl weniger verkaufsfördernd.

Beginnen wir mit der Titelgeschichte: „Ein gutes Heim“ für ihre Tiere verspricht da ein windiger Immobilienmakler – nach dem Platzen der Blase selbst in finanziellen Nöten – Leuten, die im Netz ihre Haustiere an Tierfreunde abgeben wollen. Mit billigen Vertreterschmähs holt er sich von den Ahnungslosen deren in die Jahre gekommenen Lieblinge ab und verschwindet. Dumm für ihn nur, dass er beim Feiern nichtsahnend an eine Studentin gerät, die ihm früher ihre zwei Kätzchen übergeben hat und bei näherem Kontakt merkt, dass ihrem Gegenüber der Gedanke des Tierasyls äußerst fremd ist.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.