„Schuschnigg bei Hitler. Schlechte Träume.“

Am Tag nach dem Treffen. Was waren die Reaktionen, als allmählich die ganze Tragweite des Abkommens von Berchtesgaden publik wurde? Triumph in Berlin, Resignation und Verzweiflung in Wien.

Sigmund Freud war empört, als er hörte, dass sich die beiden Kanzler in Hitlers Residenz auf dem Obersalzberg getroffen hatten. Er schrieb in einem Brief an seinen Sohn Ernst: „Denk Dir nur auf unserem herrlichen Obersalzberg, wo Du mit so viel Glück Herrenpilze gesucht hast.“ Freud war seit dem Sommer 1899 immer wieder auf Urlaub in Berchtesgaden gewesen und empfand die Okkupation seiner Lieblingsgegend durch die Nazis als persönliche Beleidigung.

Der Literat Anton Kuh, berühmt durch seine pfeilschnelle Wortartistik, stellte kurz nach dem 12. Februar 1938 in einer seiner berühmten Stegreifreden die rhetorische Frage: „Sind die Juden intelligent? Wenn ja, rettet euch! Es ist höchste Zeit!“ Kuh floh, unterstützt vom Emergency Rescue Committee, in die USA. Der jüdische Autor und Rechtsanwalt Albert Drach schrieb in seinem „Protokoll“ über die 30er-Jahre („Z.Z. – das ist die Zwischenzeit“), dass man ihm in der Druckerei nahegelegt habe, nicht allzu viel Briefpapier für seine Kanzlei zu ordern. Wer weiß, ob er es noch aufbrauchen werde, andere seien schon in die Schweiz gereist.

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