Probleme mit A400M können Airbus nicht bremsen

AFP (CHRISTOPHE ARCHAMBAULT)
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Flugzeugbauer Airbus hat im Vorjahr den Gewinn fast verdreifacht. Die Dividende wird erhöht. Die Aktie legte kräftig zu.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus steckt eine neuerliche Milliardenbelastung für den Militärtransporter A400M gut weg. Nach einer Grundsatz-Einigung mit Deutschland und den sechs weiteren Käufern des Militärflugzeugs auf einen neuen Auslieferungs-Zeitplan schreibt der französisch-deutsche Konzern noch einmal 1,3 Milliarden Euro auf den Airbus A400M ab. Dadurch reduzierten sich aber die finanziellen Risiken für die Zukunft deutlich, sagte Vorstandschef Tom Enders am Donnerstag vor der Bilanzpressekonferenz in Toulouse. Insgesamt hat Airbus damit bereits mehr als acht Milliarden Euro für den A400M zurückgestellt. Enders hatte zwischenzeitlich mit einem Abbruch des Programms gedroht.

Operativ schnitt Airbus 2017 trotzdem dank eines fulminanten Endspurts besser ab als von den meisten Analysten erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg um acht Prozent auf 4,25 Milliarden Euro. "Dank unserer sehr guten operativen Ergebnisse - insbesondere im letzten Quartal - haben wir alle Ziele für 2017 übertroffen", erklärte Enders. Unter dem Strich stand ein fast verdreifachter Nettogewinn von 2,87 (2016: 0,99) Milliarden Euro, unter anderem wegen des Gewinns aus dem Verkauf der Rüstungselektronik-Sparte von 604 Millionen Euro und Währungseffekten. Die Dividende wird um elf Prozent auf 1,50 (1,35) Euro je Aktie erhöht.

Der Umsatz stagnierte bei 66,8 (66,6) Milliarden Euro, obwohl Airbus mit 718 Verkehrsflugzeugen 50 mehr auslieferte als ein Jahr zuvor und so viele wie nie. Der Auftragseingang erhöhte sich auf 158 (134) Milliarden Euro, in den Orderbüchern stehen nun mehr als 7200 Flugzeuge im Wert von fast einer Billion Euro. Nach dem jüngsten Großauftrag der arabischen Fluglinie Emirates ist auch die Zukunft des Großraumflugzeugs A380 gesichert.

Hinter den Gewinnerwartungen für das laufende Jahr steht allerdings ein Fragezeichen. Das bereinigte Ebit soll eigentlich um 20 Prozent auf rund 5,1 Milliarden Euro steigen. Voraussetzung dafür ist aber, dass Airbus rund 800 Flugzeuge ausliefern kann. Doch dabei hängt der Flugzeugbauer von den Triebwerks-Zulieferern ab. Die Mängel beim US-Lieferanten Pratt & Whitney, von dem die meisten Triebwerke für den A320neo stammen, schienen Ende 2017 behoben. Statt 200 konnten aber nur 181 Maschinen an die Kunden übergeben werden. Nun sei ein neues Problem aufgetreten, räumte Airbus ein. Zahlreiche halbfertige Maschinen stehen deshalb auf Halde. "Der A320neo-Hochlauf ist auch weiterhin mit Herausforderungen verbunden und die Triebwerkshersteller sind aufgefordert, ihre Lieferverpflichtungen einzuhalten", schrieb Airbus.

USA interessieren sich für Korruptions-Ermittlungen

Die laufenden Korruptionsermittlungen bei Airbus haben die US-Behörden auf den Plan gerufen. Die USA hätten Informationen im Zusammenhang mit den Untersuchungen der französischen Finanzpolizei PNF und der britischen Sonderermittlungsbehörde SFO angefordert, räumte der europäische Flugzeugbauer im Geschäftsbericht am Donnerstag ein. Der Fall könnte auch US-Recht verletzen. Bei den Ermittlungen wegen möglichen Betrugs, Bestechung und Vorteilsnahme geht es um den Einsatz von Mittelsmännern beim Verkauf von Verkehrsflugzeugen.

Die österreichische Justiz hatte bereits im vergangenen Jahr Unterlagen zu der Korruptionsaffäre an das US-Justizministerium weitergeleitet. Dabei ging es um - grundsätzlich legale - Gegengeschäfte zu einem milliardenschweren Auftrag der Regierung für das Kampfflugzeug Eurofighter aus dem Jahr 2003. 

Zahlen beflügeln den Aktienkurs

Die Anleger nahmen indes die Airbus-Bilanz sehr positiv auf. Die Aktien des Flugzeugbauers stiegen um bis zu 9,7 Prozent auf 92,34 Euro und waren damit einer der größten MDax-Gewinner. In Paris legten sie zeitweise 9,8 Prozent zu. "Airbus hat sehr solide Zahlen vorgelegt", sagte ein Händler. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sei deutlich besser als erwartet ausgefallen und auch die Dividende steige stärker als vorhergesagt.

(Reuters)

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