Airbus hat neue Sorgen

Starker Abgang für Tom Enders.
Starker Abgang für Tom Enders. (c) REUTERS (REGIS DUVIGNAU)
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Der europäische Flugzeugbauer verdreifachte 2017 den Nettogewinn, was die Aktie beflügelte. Verkaufshit A320neo macht Probleme.

Wien. Er fliegt nicht – zumindest nicht so, wie geplant. Acht Mrd. Euro musste Airbus für den lahmen Militärtransporter A400M bisher abschreiben, allein 2017 waren es 1,3 Mrd. Euro. Vorausgegangen war eine Grundsatzeinigung mit den sieben Nato-Käufern Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Türkei, Belgien und Luxemburg, noch heuer zu den Lieferverzögerungen und Mängeln eine Lösung zu finden.

Dieser Klotz am Bein konnte den europäischen Flugzeugbauer, der zudem von mehreren Korruptionsfällen belastet ist, im Vorjahr nicht bremsen. Dank eines fulminanten Endspurts schnitt Airbus besser ab als von den meisten Analysten erwartet, was der Aktie am Donnerstag zu einem Sprung von mehr als zehn Prozent verhalf.

Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg um acht Prozent auf 4,25 Mrd. Euro. Der Nettogewinn verdreifachte sich auf 2,87 (2016: 0,99) Mrd. Euro, unter anderem wegen des Gewinns aus dem Verkauf der Rüstungselektroniksparte von 604 Mio. Euro und Währungseffekten. Die Dividende wird um elf Prozent auf 1,50 Euro je Aktie erhöht.

Der Umsatz stagnierte bei 66,8 Mrd. Euro, obwohl Airbus mit 718 Verkehrsflugzeugen 50 mehr auslieferte als ein Jahr zuvor, und so viele wie nie. Der Auftragseingang erhöhte sich auf 158 (134) Mrd. Euro, in den Orderbüchern stehen nun mehr als 7200 Flugzeuge im Wert von fast einer Billion Euro. Nach dem jüngsten Großauftrag der arabischen Fluglinie Emirates ist auch die Zukunft des Großraumflugzeugs A380 gesichert.

„Dank unserer sehr guten operativen Ergebnisse – insbesondere im letzten Quartal – haben wir alle Ziele für 2017 übertroffen“, erklärte Konzernchef Tom Enders. Der Boss, der im April 2019 ausscheidet, übergibt also einen finanziell starken Konzern. Die Risiken beim Militärtransporter sind nach den neuerlichen Abschreibungen auch reduziert, allerdings steht hinter den Gewinnerwartungen für das laufende Jahr wieder ein Fragezeichen. Das bereinigte Ebit soll eigentlich um 20 Prozent auf rund 5,1 Mrd. Euro steigen. Voraussetzung dafür ist, dass Airbus rund 800 Flugzeuge ausliefern kann.

Triebwerke machen Probleme

Jetzt macht der Verkaufsschlager, der Mittelstreckenjet A320neo, Negativschlagzeilen. Triebwerke bei einem Teil der Baureihe drohen während des Flugs auszufallen. Flugsicherheitsbehörden haben bereits Betriebseinschränkungen verhängt. Airbus macht es von der Lösung des Problems abhängig, ob er sein Lieferziel erreichen kann. Enders gab sich am Donnerstag zuversichtlich.

Betroffen sind 32 ausgelieferte Flugzeuge mit Triebwerken des Herstellers Pratt & Whitney – bei einem Drittel davon geht es um beide Motoren. Dem Triebwerksbauer tritt Airbus schon seit 2016 auf die Füße, weil die Lösung von Hitze- und Softwareproblemen bei den Triebwerken die Auslieferung vieler Jets verzögerte. Dadurch wackelten Airbus' Auslieferungsziele 2017 bis kurz vor Jahresende, auch derzeit stehen rund 30 praktisch fertige Maschinen ohne Antriebe auf dem Hof. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2018)

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