Neuer Daimler-Großaktionär Daimler-Großaktionär Li Shufu auf Charmeoffensive

Daimler-Großaktionär Li Shufu reist nach Berlin
Daimler-Großaktionär Li Shufu reist nach Berlin(c) AFP (MOHD RASFAN)
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Die Vertreter der Beschäftigten im Daimler-Aufsichtsrat wollen das Wirken des neuen Großaktionärs aus China bei dem Autokonzern genau im Blick behalten. Li Shufu startet indes eine Charmeoffensive.

Der neue Daimler-Großaktionär Li Shufu trifft sich einem Zeitungsbericht zufolge am Dienstag mit dem Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Lars-Henrik Röller. Das Treffen im Kanzleramt sei Teil einer mehrtägigen Charmeoffensive des chinesischen Milliardärs, berichtet "Bild am Sonntag"

Li ist Haupteigner des chinesischen Autobauers Geely, der knapp zehn Prozent an Daimler hält, wie das Stuttgarter Unternehmen am Freitag mitgeteilt hatte. Anfang der Woche ist nach Angaben von Insidern ein Treffen mit Spitzenvertretern von Daimler geplant. Die Geely-Vertreter hofften auch auf Treffen mit hochrangigen deutschen Regierungsvertretern in Berlin, hatten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber Reuters erklärt. Geely wolle bei den Gesprächen klarmachen, dass man ein langfristig orientierter Investor sei, der Daimler unterstützen wolle.

Am Samstag hatte Li mitgeteilt, es gehe ihm um eine Allianz, um es beim autonomen Fahren und bei Elektroantrieben mit neuen Wettbewerbern wie Tesla, Google oder Uber aufnehmen zu können.

Die Vertreter der Beschäftigten im Daimler-Aufsichtsrat wollen das Wirken des neuen Großaktionärs Geely bei dem Autokonzern genau im Blick behalten. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wollten sich intensiv mit den Auswirkungen des Einstiegs der Chinesen, insbesondere auf die Sicherheit von Standorten und Arbeitsplätzen in Deutschland, auseinandersetzen, erklärten sie am Montag. "Unsere Erwartung gegenüber Li Shufu ist, dass er langfristiges Interesse an Daimler hat und unser Unternehmen gemeinsam mit den Beschäftigten weiterentwickeln will." Geely-Haupteigner Li Shufu will eine Allianz für das autonome Fahren und die Elektromobilität schmieden und ist hauptsächlich an der Batterietechnologie der Schwaben interessiert.

Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht hatte Anfang Februar erklärt, die Arbeitnehmer beim schwedischen Autohersteller Volvo hätten mit dem Eigner Geely bisher gute Erfahrungen gemacht. "Ich kann aus heutiger Sicht nicht sagen, ob Geely ein schlechter Aktionär wäre. Bei Volvo gibt es im Moment keine negative Diskussion", hatte er damals zu Spekulationen erklärt, Geely kaufe sich ein Aktienpaket bei Daimler zusammen.

SPD-Wirtschaftssprecher gelassen

Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Bernd Westphal hält den Einstieg eines chinesischen Großinvestors beim Autokonzern Daimler für unproblematisch. "Grundsätzlich sollten wir nicht das Signal senden, dass wir hier ausländische Investoren verprellen", sagte Westphal am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Hier ist erst einmal jeder willkommen, wenn er sich an unsere Regeln hält." Ein solches Engagement von China in Deutschland sollte aber Anlass sein, gegenüber der asiatischen Wirtschaftsmacht auf Gleichbehandlung deutscher Investoren in China zu drängen.

"Die Frage ist einfach, können wir das damit verknüpfen, dass unsere Investoren auch in diesen Ländern die gleichen Bedingungen vorfinden", sagte der SPD-Politiker. Die deutsche Wirtschaft klagt seit langem, dass sie bei Ausschreibungen und Engagements in dem Land benachteiligt wird.

Was das Interesse des größten chinesischen Netzbetreibers SGCC an einem Einstieg beim deutschen Netzbetreiber 50Hertz angeht, so sieht Westphal widersprüchlich Aspekte. Womöglich könnte die die deutsche Seite ja von dem chinesischen Konzern profitieren. Andererseits müsse man generell aufpassen, dass nicht wichtiges Technologie-Know-How abfließe. Insofern sei es richtig, dass sich die EU als Vorsorgemaßnahme schärfere Schutzinstrumente gegen unliebsame Übernahmen verschaffen wolle.

(Reuters)

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