FPÖ-Serie 2. Teil. Die Ausgrenzung des Dritten Lagers verschaffte ihm einen ungeahnten Startvorteil: Als die zwei anderen Lager erodierten, konnte sich die FPÖ als Antisystempartei und Sammelbecken für Protestwähler verkaufen. Mit Erfolg.
Ein Paradoxon der Zweiten Republik: Die Partei, die wegen ihrer jahrzehntelangen Distanz zu den Grundmustern dieser Republik von der politischen Macht ausgeschlossen wurde (wir haben im ersten Teil unserer FPÖ-Serie berichtet), fand nicht nur heraus aus ihrer schicksalshaften Oppositionsrolle, die Ausgrenzung stellte sich ab Mitte der 80er Jahre sogar als politischer Vorteil heraus. Geschafft hat dies FPÖ-Obmann Jörg Haider.
Parallel zur abklingenden Ära Kreisky, mit dem Schwinden der integrativen Kraft dieses Politikers, begann nämlich in Österreich der Erosionsprozess der politischen Lager. Die Gesellschaft wurde mobiler, SPÖ und ÖVP gingen ihre Milieus verloren. In dieses politische Vakuum stieß die FPÖ vor, sie absorbierte als Antisystempartei die Protestwählerschaft. Ihr Hauptproblem auf dem Weg zur Macht: Sie hatte immer dann Erfolg, wenn sie zum politischen System Distanz hielt, sein Stachel war, tat sie das nicht, bekam sie bei ihrer Anhängerschaft ein Glaubwürdigkeitsproblem. Mutierte sie zur klassischen Regierungspartei, musste sie ihren oppositionell-populistischen Impetus mäßigen, verlor sie Wähler, dann war sie eine Komponente im Machtspiel wie die „alten“ Parteien auch. Oder sie musste einen Putsch an der Parteibasis befürchten.