Die sicher geglaubte Macht des Fidesz-Ministerpräsidenten könnte wanken. Der neue Politstar Gergely Karácsony will bei den Parlamentswahlen die Opposition hinter sich bündeln.
Budapest. Hochgewachsen, jung, blaue Augen – Ungarns neuer Oppositionsführer Gergely Karácsony weiß, wie man einen Raum dominiert. Im Vergleich zum hemdsärmeligen Ministerpräsidenten, Viktor Orbán, wirkt er allerdings ein wenig glatt und harmlos. Dennoch gilt er bei den Parlamentswahlen am 8. April als Orbáns glaubwürdigster Herausforderer. Karácsony ist zwar nur Bürgermeister des Budapester Stadtteils Zugló. Er ist aber auch der einzige Politiker im Land, dessen Beliebtheitswerte mit denen Orbáns vergleichbar sind.
Eigentlich müsste Gábor Vona Orbáns logischer Herausforderer sein. Vona ist Chef der zweitstärksten Partei des Landes, der ehedem rechten und heute gemäßigt auftretenden Jobbik. Karácsony steht hingegen einer nichtssagend klingenden Partei namens Dialog für Ungarn vor, die in den Umfragen zuletzt bei einem Prozent der Wählersympathien lag. Dennoch ist er der neue Platzhirsch in der ungarischen Politik. „Die Ungarn sind ein Volk von Revolutionären“, sagt er. „Und ich möchte eine Revolution“ – ein Orbán-Zitat, das Karácsony für sich adaptiert.