Das Regime stößt in Ost-Ghouta vor. Helfer dürfen medizinische Güter nicht in die belagerte Enklave bringen.
Tunis/Damaskus. Die Großoffensive der Assad-Truppen gegen die seit vier Jahren belagerte Rebellen-Enklave Ost-Ghouta hat begonnen. Am Montag stieß die syrische Armee an mehreren Fronten gleichzeitig vor und kontrolliert mittlerweile offenbar ein Drittel des umkämpften Territoriums östlich von Damaskus. Sie versucht, einen Korridor durch die Enklave mit ihren 400.000 Bewohnern zu treiben, um die wichtigste Stadt Douma von den umliegenden landwirtschaftlichen Flächen abzuschneiden.
Hunderte Familien flohen von den Rändern ins Zentrum des Oppositionsgebietes. Allen internationalen Forderungen nach einem Feuerstopp erteilte Bashar al-Assad eine Absage. „Die Operation muss fortgeführt werden“, erklärte der Diktator. Zugleich gestattete sein Regime zum ersten Mal seit der UN-Resolution vom 24. Februar einem Hilfskonvoi die Fahrt nach Douma. Nach UN-Angaben hatten die 46 Lastwagen Essenspakete für 27.500 Menschen an Bord.
Sämtliche lebensrettende medizinische Güter jedoch mussten die Helfer auf Befehl des Regimes wieder ausladen. Darunter befanden sich Infusionen, Operationsbesteck, Dialyseflüssigkeit, Insulin und Verbandsmaterial, mit denen sich starke Blutungen stoppen lassen. Ein Teil der Lkw fuhr deswegen nahezu leer ins Kampfgebiet.
„Kollektive Bestrafung“
Der UN-Koordinator für Syrien, Panos Moumtzis, nannte „die kollektive Bestrafung der Zivilisten inakzeptabel“. Dagegen wirft das Regime den Rebellen vor, Damaskus zu beschießen und die Bewohner von Ost-Ghouta an der Flucht zu hindern. Ost-Ghouta wird von verschiedenen, islamistisch dominierten Gruppen kontrolliert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2018)