Trennung nach der Volksschule: "Wahnsinn beenden"

Clemens Fabry
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Der rote Lehrergewerkschafter Thomas Bulant übt Kritik an der Trennung zwischen Neuer Mittelschule und Gymnasium. Der blaue Bildungssprecher hält die NMS für eine "Totgeburt".

Der Vorstoß des Bildungsministers, die Neue Mittelschule einer Reform zu unterziehen, stößt weiter auf Kritik: "Minister Heinz Faßmann sollte nicht Ressourcen fürs Teamteaching in Frage stellen, sondern autonome Entscheidungen der Schulen über Differenzierungsmaßnahmen weiterhin zulassen. Die sechs zusätzlichen Stunden pro NMS-Klasse sind der einzige flächendeckende Support in der NMS", sagt der Vorsitzende des Sozialdemokratischen Lehrervereins (SLÖ) Thomas Bulant.

Der Bildungsminister kündigte zuletzt erste Reformschritte an. Die derzeit in den Neuen Mittelschulen gebräuchliche siebenteilige Notenskala soll abgeschafft und durch die gewöhnliche fünfteilige Skala ersetzt werden. Außerdem soll das Teamteaching, der doppelte Lehrereinsatz, überdacht und kritisch hinterfragt werden. Derzeit werden dafür zusätzlich sechs Wochenstunden bezahlt. Die früheren Leistungsgruppen sollen zwar nicht wieder eingeführt werden, aber es soll temporäre Gruppen geben.

"Gefährdet den pädagogischen Betrieb"

Der rote Lehrergewerkschafter fürchtet durch den Wegfall des Teamteachings offenbar finanzielle Nachteile für die Neue Mittelschule: "Wenn Minister Faßmann der NMS Ressourcen streicht, gefährdet er vielerorts den pädagogischen Betrieb", sagt Bulant und übt Kritik an der Trennung zwischen NMS und AHS. "Die NMS leidet nicht unter zu vielen Ressourcen, sondern an der Trennung der Kinder nach der Volksschule", sagt Bulant.

Die Politik würde derzeit alle pädagogischen Herausforderungen mit Kindern aus sozial schwierigen und bildungsfernen Verhältnissen in den NMS konzentrieren. Bulant plädiert einmal mehr für die Einführung einer Gesamtschule: "Minister Faßmann sollte den bildungspolitischen Wahnsinn beenden, benachteiligte Kinder von leistungsstarken zu trennen. Dieses schwarze Dogma verschuldet seit Jahrzehnten, dass das wirksamste Lernen - Kinder von Kindern - verhindert wird."

Kritik kam auch bereits von der SPÖ: Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid warnte vor dem "bildungspolitischen Retourgang" bei den NMS. "Die Abschaffung des Teamteachings wäre ein gewaltiger Rückschritt für die Neuen Mittelschulen und würde ihnen die pädagogische Basis rauben", hieß es in einer Aussendung. Sie befürchtet ein "Sparpaket im Bildungsbereich": "Offensichtlich sollen Mittel aus dem Teamteaching gekürzt werden, um die Deutschklassen und die dafür notwendigen zusätzlichen Pädagoginnen und Pädagogen zu finanzieren."

"Reparatur der sozialistischen Totgeburt"

Völlig anders sieht das freilich der freiheitliche Bildungssprecher Wendelin Mölzer. Die Pläne des Bildungsministers, die NMS einer Reform zu unterziehen, seien "sehr zu begrüßen". Die Reparatur "der sozialistischen Totgeburt NMS", wie Mölzer diese bezeichnet, sei "eine zukunftsweisende Maßnahme, um die Zukunft unserer Kinder zu sichern".

(Red.)

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