Toys'R'Us schließt US-Filialen - Europa-Standorte bleiben offen

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Spielzeughändler Toys'R'Us ist seit einem halben Jahr insolvent. Eine Einigung zur Umschuldung von milliardenschweren Verbindlichkeiten ist nicht gelungen.

Der einst weltgrößte Spielzeughändler Toys'R'Us macht sämtliche Filialen auf dem Heimatmarkt USA dicht - jene in Europa, auch die 15 in Österreich bleiben hingegen weiter offen. "Das ist ein zutiefst trauriger Tag für uns und die Millionen von Kindern und Familien, denen wir in den letzten 70 Jahren gedient haben", sagte der Chef des insolventen Unternehmens, Dave Brandon.

"Aber wir haben nicht länger die finanzielle Unterstützung, um unser US-Geschäft fortzuführen", so Brandon. Eine Einigung mit den Gläubigern zur Umschuldung sei gescheitert. Die Einzelhandelskette mit ihren 735 US-Filialen, die etwa 30.000 Mitarbeiter beschäftigen, hatte vor sechs Monaten Insolvenz angemeldet. Die Schulden summieren sich auf einen Milliardenbetrag. Vor allem die Konkurrenz von Onlinehändlern wie Amazon hat dem Unternehmen zugesetzt.

Die Schließung ist auch ein Schlag für Hunderte von Spielzeugherstellern - darunter Barbie-Hersteller Mattel und Hasbro, die etwa zehn Prozent ihres Umsatzes über die Kette erlösten. Derzeit laufen Gespräche mit Interessenten, bis zu 200 der am besten laufenden US-Geschäfte mit den kanadischen Filialen zusammenzuführen.

Die Bemühungen um eine Rettung von Toys'R'Us in den Vereinigten Staaten wurden in diesem Monat abgebrochen, nachdem die Kreditgeber einen klaren Plan für einen Umbau vermisst hatten, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen zu Reuters sagten. Demnach gehen die Gläubiger davon aus, durch Schließung und Verkauf vorhandener Waren mehr Geld zu erlösen als durch eine Fortführung der Geschäfte.

Alarmiert sind auch die Beschäftigten in Europa. "Die Nachrichten aus den USA verstärken unsere Sorge, dass die Krise der Muttergesellschaft auch Folgen für die deutschen Standorte hat", sagte die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Toys'R'Us Deutschland, Daniela Rogge, der "WirtschaftsWoche". Die Mitarbeiter möchten wissen, wie es weitergeht. "Doch bisher gibt es dazu keine konkreten Informationen", sagte Rogge. Toys'R'Us zählt eigenen Angaben nach 66 Märkte in Deutschland. Dort sollen etwa 1.800 Mitarbeiter beschäftigt sein.

In Österreich hat Toys'R'Us laut "FirmenCompass" 15 Filialen und rund 350 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz hierzulande betrug zuletzt 90 Millionen Euro, der Gewinn (EGT) lag bei 5,5 Millionen Euro. Auf APA-Anfrage betonte das Unternehmen, dass weder die Toys'R'Us-Filialen noch die Onlineshops in Deutschland, Österreich und der Schweiz in das amerikanische Insolvenzverfahren involviert seien. "Selbstverständlich wird die Toys'R'Us-Landesgesellschaft in Zentraleuropa auch weiterhin wie gewohnt allen Verpflichtungen und Verbindlichkeiten für Dienstleistungen und Warenlieferungen gegenüber ihren Geschäftspartnern und Mitarbeitern ordnungsgemäß und fristgerecht nachkommen.

Seit Jahren Verluste

Toys'R'Us ist einst als Branchenschreck groß geworden. Der Weltkriegsveteran Charles Lazarus hatte Ende der 1950er-Jahre die Idee: ein großer Spielzeugladen, der funktioniert wie ein Supermarkt – mit Selbstbedienung, Regalen und Einkaufswagen. Die Giraffe Geoffrey machte das Konzept im Fernsehen bekannt: günstige Preise und ein riesiges Sortiment, das alles abdeckt, was Kinder lieben und Eltern für sie brauchen. So verdrängte die rasch expandierende Kette viele kleine Geschäfte und schluckte Konkurrenten.

In den 1990er-Jahren gab es ersten scharfen Gegenwind: Die großen Diskonthändler Walmart und Target drangen mit aggressiven Lockangeboten in das Spielzeugsegment vor. Im Jahr 2005 kauften Investoren den Konzern aus New Jersey um 6,6 Milliarden Dollar. Bain Capital, KKR und der Immobilienfonds Vornado finanzierten die Übernahme mit Schulden. Von dieser Bürde konnte sich die Firma nicht mehr befreien.  Auf den Online-Zug sprang das Management zu spät und zögerlich auf. Amazon hatte damit leichtes Spiel. Seit 2013 schreibt Toys'R'Us Verluste, zuletzt ging auch der Umsatz zurück.

(Reuters)

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