„Der Innenminister blickt hier etwas ratlos drein“

„Ich bin begeistert von der neuen Regierung, aber ich beneide Sie nicht. Grundsätzlich nicht.“ Gustav Peichl im Gespräch mit Sebastian Kurz.
„Ich bin begeistert von der neuen Regierung, aber ich beneide Sie nicht. Grundsätzlich nicht.“ Gustav Peichl im Gespräch mit Sebastian Kurz.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Über Bruno Kreisky, Franz Josef Strauß und Kurt Waldheim – und auch ein wenig über Herbert Kickl: Gustav Peichl und Sebastian Kurz im Gespräch entlang ausgewählter Ironimus-Karikaturen aus sechs Jahrzehnten. Manches ist heute nicht anders als früher.

Herr Peichl, im Jahr 2000 haben Sie Wolfgang Schüssel gezeichnet, wie er eine Kröte schluckt – also die Krot umgangssprachlich – und vis-à-vis steht Jörg Haider als Koch. Ergeht es Ihnen nun auch so, Herr Bundeskanzler?

Sebastian Kurz
(sieht die Karikatur an): Lustig. Aber 2000 und heute ist nicht wirklich vergleichbar. Es gab bei dieser Wahl 2017 einen ganz klaren Wählerauftrag, wir sind mit Abstand Erster geworden. Und der Zweitplatzierte, die SPÖ, hat ganz klar zu verstehen gegeben, dass kein Interesse besteht an einer Koalition. Es gab aber dem Vernehmen nach sehr wohl Gespräche zwischen SPÖ und FPÖ – also diese Variante hätte sich die Sozialdemokratie anscheinend schon vorstellen können. Es ging für uns also nur mit der FPÖ. Und schon bei den Verhandlungen haben wir gemerkt, dass es auf dieser Seite einen starken Willen gibt, Österreich zum Besseren zu verändern.

Wie finden Sie denn nun diese türkis-blaue Regierung, Herr Peichl?

Gustav Peichl:
Ich bin begeistert, dass Sie etwas verändern wollen. Aber man muss jetzt einmal abwarten, was die Regierung konkret daraus macht. Da muss ich Sie gleich fragen: Wer ist denn Ihr größtes Sorgenkind in der Koalition? Ist das wirklich der Strache? Oder nicht viel eher der Kickl?

Sebastian Kurz: Also ich habe kaum jemanden aus der FPÖ-Regierungsmannschaft vor den Koalitionsverhandlungen wirklich gekannt. Im Zuge der Verhandlungen habe ich dann vor allem Heinz-Christian Strache, Norbert Hofer und Herbert Kickl besser kennengelernt. Ich habe Kickl als sehr strategischen und inhaltlich versierten Kopf wahrgenommen.

Die nächste Karikatur ist aus dem Jahre 1992. Sie heißt „Das Boot ist voll“ und zeigt den damaligen SPÖ-Innenminister Franz Löschnak. Das Thema, die Zuwanderung, ist geblieben, damit kann man heute noch Wahlen gewinnen.

Sebastian Kurz: Der Innenminister blickt hier etwas ratlos drein. Das hat auch die Politik im Jahr 2015 ausgestrahlt: Überforderung und Ratlosigkeit. Was es diesbezüglich jedenfalls nicht braucht, ist die ständige Diskussion über vermeintliche Solidarität, das Einteilen der Politiker in die Guten und in die Bösen. Was man in der Migrationsfrage braucht, ist ein Plan der Politik, was man möchte. Und den gibt es: Hilfe vor Ort, Stopp an den EU-Außengrenzen, keine unbeschränkte Aufnahme in Mitteleuropa.

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