Rudi der Radiohund: Herumwuffend Geld verdienen

Rudi der Radiohund
Rudi der Radiohund(c) ORF (Zeichnung: Walter Schmögner)
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Rudi, der Radiohund, ist eine der populärsten Kindersendungen. Sprecher Paul Urban Blaha hat Angst vor Hunden und manchmal Zweifel, ob er den richtigen Job hat.

Da sitzt er im Radio-Café, der Mensch mit der Hundestimme. Wie gibt's das? Paul Urban Blaha (40), Sohn des bekannten Theaterkritikers Paul Blaha (gestorben 2002) und der Schauspielerin Maria Urban, spricht seit 2004 Rudi, den Radiohund, einen wissbegierigen Vierbeiner, der sich von wechselnden Gesprächspartnern die Welt erklären lässt. Rudi hat auch Vater und Mutter, nämlich den Tonmeister (Georg Kusztrich) und eine Dame namens Rosi (Stefanie Dvorak, Burg). Letztere schmuggelt Rudi in das für Hunde verbotene Radiokulturhaus.


Bitte nicht fotografieren! Blaha spricht den Rudi aber nicht nur, er schreibt auch Texte für die Fünfminutensendung. 1700 Mal gab es sie bisher, 600 Sketches wurden von Christine Nöstlinger getextet, die sich aber jetzt zurückgezogen hat: „Mir ist einfach nichts mehr eingefallen“, sagt sie. Im ORF hofft man, Nöstlinger nach einer Pause zurückzugewinnen. Paul Urban Blaha hat eine Journalistenausbildung absolviert. Seit Kurzem hat er eine Firma, die Videos für Bewerbungen herstellt. Beim ORF hat Blaha als Praktikant begonnen. Der Radiohund wurde anfangs von Sprechern aus verschiedenen Bundesländern interpretiert. Das erwies sich als unpraktisch. Blaha setzte sich schließlich als einziger Radiohund durch. Obwohl ihm die Arbeit Spaß macht, hat er sich schon anfangs manchmal gefragt: „Will ich herumwuffend mein Geld verdienen?“ Fotografieren möchte er sich nicht lassen. Die Rudi-Illusion muss unbedingt gewahrt bleiben. Eine Bekannte stellte Blaha ihren Sohn (5) vor und verwies darauf, dass er der vom Buben geliebte Radiohund sei. Das Kind reagierte ablehnend, fast verschreckt.


Sendetermin verlegt. Die Produktion der Sendung, die eigentlich ein literarisches Minihörspiel ist, funktioniert äußerst effizient. Blaha bekommt seinen Text kurz vor der Aufnahme, die Regisseurin erklärt ihm, worum es geht, bei Fremdtexten weiß er oft nicht, was eingespielt wird. Aber inzwischen ist er Routinier. Vor Hunden hat der Katzenfreund eher Respekt: „Die Leute sagen, das ist ein lieber Hund oder das ist ein böser Hund. Der Hund wird vermenschlicht. Meine Meinung ist: Hunde wissen nichts von Gut und Böse. Wenn ihr Herrl sie lobt, freuen sie sich, auch dann, wenn er sie auf ein kleines Kind hetzt. Das passt halt in das Beuteschema des Hundes. Golden Retriever z. B. finde ich schon ganz goldig. Aber grundsätzlich muss man vorsichtig sein.“ Dass das Rudi-Format so offen ist, gefällt Blaha: Man kann jedes Thema ansprechen. Und er freut sich, dass die erste Generation der Rudi-Hörer bereits maturiert. Das Bellen im Radio war umstritten, berichtet Rainer Rosenberg, der auf Ö1 Sonderprojekte wie „Von Tag zu Tag“, „Menschenbilder“ betreut. Erwachsene reagierten irritiert, wenn auch der Sturm bei Weitem nicht so schlimm war wie jüngst beim Austausch des „Gugelhupf“ gegen die neue Kabarettsendung „Welt ahoi!“. Die Computer- und Handy-Kids sollen mit Rudi auf Geschichten eingestimmt werden, es boomen ja auch Hörbücher, sagt Rosenberg. Hörerverluste wurden seit der heurigen Verlegung des Sendetermins von 17.25 auf 14.55 Uhr bisher nicht verzeichnet.

Aus jetzt!

Christine Nöstlinger schrieb 600 Sketches für den Radiohund. Nun ist Pause.

„Der Hund kommt“, „Der Hund kommt in die Schule“, das sind Bücher, die Katzenfreundin Nöstlinger über Hundeschrieb. Der Hund wird z. B. Schauspieler und muss mit einem unbegabten Schwein auftreten.

Die Bestsellerautorin schreibt derzeit ein neues Abenteuer für ihren Serienhelden Franz. Stanislav Jenis

Kinderradio

2003Rudi Radiohund.
Erste Sendung am 2.Jänner. Paul Urban Blaha, 1970 in Wien geboren, spricht Rudi erstmals am 1.April 2004. Mo-Fr 14.55h,

bis 70.000 Hörer.

2007„Doremifa“.
Erstmals am 1.Jänner wird die Musiksendung für Kinder gebracht. Termin: feiertags 17.10 Uhr, Ö1. Am 7.Jänner des gleichen Jahres erlebt die „Ö1-Kinderuni“ ihre Premiere. Web: oe1.orf.at/kinder

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2010)

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