Tödlicher Rodelunfall: Normalität nach 30 Stunden

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30 Stunden nach dem tödlichen Sturz des Georgiers Kumaritaschwili mussten sich die Rodler wieder auf das Rennen konzentrieren. Ein Fahrfehler war für den Unfall verantwortlich.

Nach außen hin ist bei den Rodlern 30 Stunden nach dem tödlichen Sturz des Georgiers Nodar Kumaritaschwili die Normalität eingekehrt, die kanadischen und US-Fans feuerten bei den ersten zwei Läufen lautstark ihre Fahrer an. Die Jury hatte festgelegt, dass der Herren-Bewerb auf verkürzter Strecke vom Damen-Start bestritten wird. Man wollte damit ein Zeichen setzen. Beim Bewerb in Whistler war auch IOC-Präsident Jacque Rogge anwesend.

Bei der Rekonstruktion des Unfallhergangs war festgestellt worden, dass ein Fahrfehler und nicht ein technisches Bahnproblem verantwortlich war. An der Unfallstelle erinnerten am Samstag zwei Blumensträuße und ein Foto an den tragisch verunglückten Georgier. Dort, wo er aus der Bahn katapultiert worden war, wurde eine Holzwand bis zur Bahndecke eingezogen.

Für die Athleten war es schwierig, sich auf das Rennen einzustellen. Es gelang nach Gesprächen im großen Fahrerkreis und auch innerhalb der Teams mehr oder weniger gut. "Wir haben versucht, uns auf das Rennen zu konzentrieren und nach vorne zu schauen. Leicht war es nicht", sagte der Österreicher Daniel Pfister.

Deutscher Loch führt

Erster Anwärter auf Gold ist nach zwei Läufen der Deutsche Felix Loch. Der 20-Jährige, der schon zweifacher Weltmeister ist, fuhr jeweils Bestzeit und führt mit 0,282 Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann David Möller und 0,432 auf den zweifachen Olympiasieger Armin Zöggeler aus Südtirol. Daniel Pfister rangierte als bester Österreicher mit 0,720 Sekunden Rückstand an der sechsten Stelle. Vor der Entscheidung am Sonntag (ab 22.00 Uhr) trennten ihn 0,288 Sekunden von einer Medaille.

Materialpoker

Pfister steigerte sich gegenüber dem Training, doch von möglichem Edelmetall wollte der 23-Jährige nicht sprechen. "Das ist schwierig, ich will einfach noch zwei gute Läufe fahren und dann schauen wir, was herauskommt", sagte der WM- und EM-Dritte. Nach dem vierten Zwischenrang nach dem ersten Lauf unterlief ihm im zweiten ein Fehler, der sich über die gesamte Strecke auswirkte. "Wir haben mit dem Material gepokert, das ist aufgegangen. Aber insgesamt war es eine große Umstellung, vom Damenstart aus zu fahren", sagte der Zillertaler.

Wolfgang Kindl war mit Rang acht halbwegs zufrieden. Manuel Pfister, der im Training auf der Normalstrecke stärker als sein älterer Bruder gefahren war, büßte als Neunter 0,942 Sekunden ein. Die hohe Nummer und vor allem ein Fehler im zweiten Lauf kosteten ihn eine bessere Platzierung.

ÖRV-Sportdirektor Markus Prock war erfreut über drei Fahrer in den Top Ten. "Wir haben das jüngste Team, daher ist das sehr zufriedenstellend. Dass es schwer wird, eine Medaille zu holen, haben wir gewusst, ein Platz in den ersten Sechs ist eine tolle Leistung", meinte der zweifache Olympia-Zweite. "Von oben zu fahren, wäre uns lieber gewesen, aber wir stehen hinter dieser Entscheidung."

(APA/Red.)

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