Wie viel Sex darf Werbung haben?

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Offenbar gilt es manchen immer noch als erwiesen, dass Konsumenten so naiv sind zu glauben, eine Waschmaschine, auf der sich eine halbnackte Blondine räkelt, würde besser waschen.

Denn sonst würde man wohl nicht auf die Idee kommen, für 08/15-Fenster mit einem Spot zu werben, bei dem mit den alten Fenstern auch die Frauen aus dem Haus fliegen, um Platz für blonde Bikinigirls zu machen. Und auch jenes Sujet für Dämmplatten, die den Titel „Unsexiest Product of the Year“ locker verdienen, hätte es dann nicht gegeben: Ein nacktes Pärchen ging da zur Sache, die dazugehörenden Sinnsprüche lauteten „Immer und überall“ oder „Flach gelegt“.

Vier Mal hat der Werberat 2009 Auftraggeber gezwungen, Kampagnen zu stoppen, in 16 Fällen gab es Verwarnungen. In den meisten der 213 Beschwerden ging es um den Vorwurf des Sexismus. Als Basis seiner Entscheidungen dient dem Werberat der Selbstbeschränkungskodex der Österreichischen Werbewirtschaft. Ein System, das nur funktioniert, wenn möglichst viele Medien mitmachen und eine inkriminierte Kampagne nötigenfalls boykottieren.

Zuletzt hatte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek nach dem Skandal um ein Bundesheervideo festgestellt, dass Sexismus „leider immer noch salonfähig“ ist. Sie sei für ein gesetzliches Verbot. Ob das wirklich nötig ist? Im Falle des Bundesheeres regelte sich das Problem allein durch die öffentliche Debatte: Die Verantwortlichen ließen den Onlinespot flugs entfernen, den Spott haben sie ohnehin. Auf YouTube ist die Peinlichkeit weiter zu sehen. Der Werberat pocht auf Selbstkontrolle. ORF, große Plakatierer und Radiovermarkter RMS seien im Falle von schweren Verstößen zu Sanktionen bereit und hätten das bereits in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen verankert. Die österreichischen Privatsender und der Verband Österreichischer Zeitungen folgen demnächst. Dann haben degoutante Ideen in der Werbung schon allein deshalb keine Chance, weil sie nirgendwo mehr erscheinen werden.


isabella.wallnoefer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2010)

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