Türkischer Wirtschaftsverband will bessere Beziehungen zu Österreich

Die vielen türkischsprachigen Menschen in Österreich seien eine gute Basis für bilaterale Geschäfte, meint der Präsident des türkischen Wirtschaftsverbands Müsiad.

Der türkische Wirtschaftsverband Müsiad hofft auf bessere Beziehungen zu Österreich. Bis 2013 waren die Beziehungen hervorragend, seither habe "die Politik" zu einer Störung geführt, bedauerte Präsident Abdurrahman Kaan im Gespräch mit der APA. Er war anlässlich der Wahl eines neuen Vorsitzenden von Müsiad-Österreich und der Preisverleihung an in Österreich erfolgreiche Türken in Wien.

Müsiad - nicht zu verwechseln mit dem türkischen Industriellenverband Tüsiad - ist seit 1990 aktiv und vereint in der Türkei 11.000 Mitglieder mit 50.000 Unternehmen, die zusammen laut Kaan ein Viertel der türkischen Wirtschaftsleistung erbringen und zwei Millionen Jobs sichern. In Österreich hat Müsiad 52 Mitglieder, die 5.000 Arbeitsplätze sichern und 300 Millionen Euro Umsatz machen.

"Der Ursprung der Probleme liegt nicht in der Türkei", meint Kaan. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Zusammenarbeit seien vielfältig. Die vielen türkischsprachigen Menschen in Österreich seien eine gute Basis für bilaterale Geschäfte. Aber auch am Balkan sei die Türkei allgemein und Müsiad im Besonderen aktiv, auch da gebe es viele gemeinsame Anknüpfungspunkte. Eine Hand reichen könnte Müsiad auch bei Geschäften mit Afrika: "Wir haben 2018 zum Afrika-Jahr erklärt."

Müsiad sei in der Organisation von Großveranstaltungen sehr stark - unter anderem wird alle zwei Jahre eine Wirtschaftsmesse veranstaltet, die drittgrößte der Türkei. Zuletzt war der deutsche Wirtschaftsminister dort. "Es könnte ja auch die österreichische Wirtschaftsministerin kommen", regte Kaan an. Die Messe sei auch für österreichische Unternehmen offen.

Muslime als Mitglieder

Müsiad, die "Vereinigung unabhängiger Industrieller- und Wirtschaftstreibender", nimmt laut Kaan nur ausgewählte Mitglieder auf. Sie müssen ehrliche Geschäfte machen, eine hohe Kreditwürdigkeit haben, dürfen in keine Verfahren verwickelt sein und müssen zwei Empfehlungen mitbringen. In der Türkei werden nur Muslime als reguläre Mitglieder aufgenommen, als außerordentliche Mitglieder gebe es aber auch Nicht-Muslime. Außerhalb des Landes gelte diese Regel aber nicht, versicherte Kaan.

Müsiad hat in 71 Ländern Vertretungen. "Dort sind wir in Organisationen nach den jeweiligen Landesregeln tätig. Wir zahlen Steuern, wir schaffen Arbeitsplätze und wir sind keine Fremden", verweist er darauf, dass es in Österreich verwurzelte Menschen sind, die sich in Müsiad-Österreich organisieren.

Auch mit der türkischen Regierungspartei AKP von Recep Tayyip Erdogan gebe es keine exklusiven Beziehungen. "Wir wurden 1990 gegründet, die AKP erst 2002", sagt Kaan. Sie sei die Mehrheitspartei und insofern gebe es wohl unter den Mitgliedern auch viele Anhänger. Aber es gebe auch Anhänger anderer Parteien bei Müsiad. Und intern kritisiere man die Regierungslinie durchaus - wenn auch nicht vor Medien. Denn grundsätzlich sei das Ziel, mit der Politik gut auszukommen.

(APA)

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