UN-Sicherheitsleute sollen in Duma beschossen worden sein. Kanzler Kurz telefoniert mit Präsident Putin und Kanzlerin Merkel.
Duma. In der syrischen Hauptstadt Damaskus warten neun Inspektoren bereits seit Tagen auf ihren Einsatz, der am gestrigen Mittwoch endlich beginnen sollte. Dann die Absage: Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) hat aus Sicherheitsgründen die Untersuchung des mutmaßlichen Giftgasangriffs in Duma einstweilen verschoben. Den Vereinten Nationen zufolge erkundete ein Sicherheitsteam am Dienstag die Lage in Duma nördlich von Damaskus. Dann meldete das Sicherheitsteam aber, unter Beschuss geraten zu sein.
Die OPCW sollte untersuchen, ob es am 7. April tatsächlich zu einem Giftgasangriff gekommen ist. Der Chemiewaffeneinsatz hatte eine militärische Vergeltungsaktion der USA gemeinsam mit Frankreich und Großbritannien nach sich gezogen – sie machen Syriens Regime für den Angriff verantwortlich. Die syrische Führung und ihr Verbündeter Russland bestreiten, dass in Duma Giftgas eingesetzt wurde.
Die westlichen Luftangriffe haben zudem das Verhältnis zu Russland weiter verschärft. Österreichs Außenministerin Karin Kneissl will dieses Thema auch heute bei ihrem Besuch in Moskau ansprechen. Im Vorfeld telefonierte auch Bundeskanzler Sebastian Kurz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Eine weitere Eskalation, insbesondere auch zwischen den Supermächten USA und Russland, muss mit allen Mitteln verhindert werden“, wurde Kurz danach in einer Aussendung seines Büros zitiert. Putin habe sich in dem Telefonat „offen für eine Fortsetzung der Gespräche“ gezeigt. Zuvor hatte Kurz auch mit der deutschen Kanzlerin Merkel ein Telefongespräch zu dem Thema geführt.
USA fordern arabische Truppen
Um die Lage in Syrien zu stabilisieren, fordern die USA laut „Wall Street Journal“ Unterstützung durch arabische Staaten. Demnach sollen Saudiarabien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten Truppen in den Nordosten des Landes senden, um die US-Einheiten dort nach einem Sieg über den sogenannten Islamischen Staat (IS) zu ersetzten. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2018)