Semperoper: Salzburg exportiert nur Musik

Christian Thielemann.
Christian Thielemann.(c) APA/BARBARA GINDL
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Christian Thielemanns Osterfestspiel-Puccini wanderte, leicht umbesetzt, nach Dresden. Die Inszenierung ließ man daheim.

Zu Christian Thielemanns Salzburger Puccini-Team mit Ludovic Tézier als Baron Scarpia und Aleksandrs Antonenko als Cavaradossi stieß beim Revival in Dresden Adrianne Pieczonka, eine Tosca von eminenter vokaler Souveränität, die doch nirgendwo in Gefahr gerät, routiniert zu wirken: Eine Primadonna ohne die sprichwörtlichen Allüren, die – in dieser Inszenierung zu Recht (!) – Cavaradossi mit Eifersucht begegnet. Die facettenreiche emotionale Bandbreite der Partie bringt Pieczonka ungekünstelt und mit großer vokaler Ausdruckskraft auf die Bühne, geradezu cremig im Timbre, wenn sie mit dem Geliebten flirtet, doch mit der Kraft einer Hochdramatischen in der Auseinandersetzung mit Scarpia – während derer die Schlichtheit des mit samtweicher Stimmfärbung phrasierten „Gebets“ zu einem Höhepunkt der Aufführung wird.

Fies, schmierig, zynisch, brutal, das sind die Attribute des Scarpia Ludovic Téziers, der sich zuweilen in Napoleon-Pose wirft. Der facettenreiche, im „Te Deum“ zu großer Fülle sich steigernde Bariton dosiert in jeder Situation richtig und unterstreicht damit die stringente Darstellung. Aleksandrs Antonenko überzeugt durch heldische Spitzentöne. Lyrismen zählten zumindest am Premierenabend nicht zu den Stärken des Tenors, der durch mehrmaliges Räuspern leichte Indisposition signalisierte. Thielemann modellierte beeindruckend den opulenten Klang der Sächsischen Staatskapelle in zahllosen Facetten, poetisch zart in intimen Momenten zwischen Tosca und Cavaradossi, mit markanten Akzenten des Blechs und der Pauken (doch ohne je auf klangliche Rundung zu verzichten) in Augenblicken entfesselter Emotionen. Niemals überdeckte das Orchester die Sänger, begleitete durchwegs transparent.

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