Champions League: Der Müller-Faktor in Bayerns Spiel

Die geballte Faust von Thomas Müller – sie hoffen die Bayern-Fans auch im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid wieder zu sehen.
Die geballte Faust von Thomas Müller – sie hoffen die Bayern-Fans auch im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid wieder zu sehen.(c) APA/AFP/PATRIK STOLLARZ
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Thomas Müller fand unter Jupp Heynckes wieder zu alter Stärke und ist einer der Trümpfe der Münchner im Halbfinale gegen Real Madrid. David Alaba ist hingegen fraglich.

München/Wien. Er ist unbestritten einer der größten Gewinner unter Jupp Heynckes. Seit dieser Anfang Oktober erneut als Trainer von Bayern München auf der Bank Platz genommen hat, ist Thomas Müller wieder unumstrittene Stammkraft im Mittelfeld. Als Kapitän wird der 28-Jährige den deutschen Rekordmeister in das Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid am Mittwoch (20.45 Uhr, live ORF eins, ZDF, Sky) auf das Feld führen.

„Wir müssen auf jeden Fall nach vorn spielen. Wir müssen Tore erzielen wollen und die Schwächen, die Madrid auf jeden Fall auch hat, ausnutzen“, erklärte Müller vor dem Kräftemessen mit dem Titelverteidiger. Im Vorjahr schied Bayern im Viertelfinale (1:2, 2:4 n.V.) gegen die „Königlichen“ aus, damals kam Müller unter Carlo Ancelotti im Rückspiel nur als Joker zum Einsatz. Als Zehnjähriger war der Bayer zum Rekordmeister gestoßen und bald zum Stammspieler und Publikumsliebling avanciert. Der Italiener aber wusste mit dem Klub-Urgestein, das weniger mit filigraner Technik und Gustostückerln denn unermüdlichem Einsatz und Torriecher zu überzeugen weiß, wenig anzufangen. Schon im ersten Ancelotti-Jahr sank Müllers Torquote bedenklich, im Herbst war er immer öfter nur noch Zuschauer.

Seit Heynckes wieder am Ruder sitzt, hat nicht nur Bayern zurück in die Erfolgsspur gefunden, sondern auch Müller. „Einen Thomas Müller nicht zu berücksichtigen oder infrage zu stellen, schließe ich aus – solch einen Spielertyp gibt es in ganz Europa nicht“, lobte der Bayern-Erfolgscoach. Auf dem rechten Flügel oder im Mittelfeldzentrum blüht der Rechtsfuß auf, hält trotz einmonatiger Verletzungspause bei 14 Toren (13 Assists) und damit mehr als im ganzen ersten Jahr unter Ancelotti (9). Am Samstag ebnete er als Joker mit dem ersten Treffer den 3:0-Sieg in Hannover. „Der Trainer hat mich von Anfang an angestachelt und mit ins Boot genommen. Das hat gutgetan“, erklärte Müller sein wieder gewonnenes Selbstvertrauen, das sich auf dem Platz widerspiegelt. Ein Abschied aus München (Vertrag bis 2021) scheint undenkbar. „Wenn es so läuft wie aktuell, wieso sollte ich wegwollen?“

Emotionen und Genuss

Müller und Heynckes waren auch bei Bayerns letztem Champions-League-Sieg 2013 (2:1 gegen Dortmund) Teil des Erfolgsteam, das Triple ist auch für dieses Jahr das anvisierte Ziel des deutschen Rekordmeisters. Wie damals der FC Barcelona (7:0) soll diesmal im Halbfinale Erzrivale Real ausgeschaltet werden. Ein emotionales Duell für Heynckes, der 1998 mit den Madrilenen erstmals die Königsklasse gewann. „Ich bin eigentlich ein relativ nüchterner Mensch. Die Emotionen und die Leidenschaft kommen aber sicher während des Spiels“, gestand der 72-Jährige, der große Vorfreude kundtat. „Ich denke, dass Real für jeden Trainer ein würdiger Gegner ist. Das sind die Spiele, für die man sich als Spieler und Trainer vorbereitet.“ Favoriten wollte er keinen ausmachen, der Weg zum Titel führe aber über den Teamgeist. „Die Champions League gewinnt die homogenste Mannschaft, die zusammen einen erfolgreichen Fußball spielt.“

Der Einsatz von David Alaba bei dem von Heynckes prophezeiten „Genuss für den Fußballkonsumenten“ entscheidet sich erst kurzfristig. Der ÖFB-Kapitän trainierte nach Rücken- und Oberschenkelproblemen am Montag mit der Mannschaft, ließ jedoch das Abschlusstraining aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2018)

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