„Karneval“ zum Abschied von Burgchefin Bergmann

Umringt von ihrem Team kündigte Direktorin Karin Bergmann ein opulentes Burgtheater-Programm an.
Umringt von ihrem Team kündigte Direktorin Karin Bergmann ein opulentes Burgtheater-Programm an.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Saison 2018/19: 24 Premieren und eine Erfolgsmeldung im Burgtheater.

In ihrer abschließenden Saison wird von Karin Bergmann maßvoll geklotzt: Vier Ur-, drei Erstaufführungen, zwei weitere Projekte und 15 Premieren kündigte die Direktorin des Burgtheaters für 2018/19 am Freitag an, mit prominenten Regisseuren wie Breth, Frey, Simons, Stone, Thalheimer, Peymann und einigen Überraschungen. Die deutsche Theatermacherin, die 2019 ihr Amt an Martin Kušej abgeben wird, ließ Stolz anklingen. Als sie 2014 ein Haus übernahm, das in desaströse finanzielle Malversationen geraten war, musste sie einen Millionenkredit aufnehmen, um die Burg knapp über Wasser zu halten. Rund sechs Millionen Euro Schulden hatten sich zuvor angehäuft.

„Seit dem Jahresabschluss 2017 sind wir schuldenfrei“, erklärte nun der kaufmännische Direktor, Thomas Königstorfer. Die Maßnahmen, die er, Bergmann und der seither neu aufgestellte Bundestheaterverband ergriffen haben, haben gewirkt. 9,4 Mio. Euro Ticketeinnahmen in der vergangenen Saison und ein Eigendeckungsgrad von 25 Prozent sind ein Rekord. Die Auslastung der Bühnen betrage stabil 77 Prozent, sagte der Manager.

Der Spielplan 2018/19, der unter dem Motto „Willkommen beim Karneval der Wirklichkeit“ steht, verspricht Opulenz. Das Zitat stammt aus Miroslava Svolikovas Stück „Europa flieht nach Europa“, eine österreichische Erstaufführung, die von Franz-Xaver Mayr im Oktober 2018 im Kasino inszeniert werden soll. Dort wird auch im November das Kinderstück „Der Wind in den Weiden“ nach dem Roman von Kenneth Grahame gespielt (Regie Alexander Wiegold).

Die Saison beginnt am 5. September im Akademietheater mit Dušan David Pařízeks Dramatisierung des Romans „Kommt ein Pferd in die Bar“ von David Grossman, eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen. Das Burgtheater eröffnet mit „Mephisto“. Bastian Kraft inszeniert das Stück nach dem Roman von Klaus Mann. Im Akademietheater ist für 27. September „Kampf des Negers und der Hunde“ von Bernard-Marie Koltès geplant (Miloš Lolić), am 29. September folgt an der Burg Ödön von Horváths „Glaube Liebe Hoffnung“. Michael Thalheimer inszeniert. Im Dezember führt Barbara Frey an der Burg bei Alan Ayckbourns „Schöne Bescherungen“ Regie. Carl Sternheims „Der Kandidat“ wird im Oktober am Akademietheater von Georg Schmiedleitner aufgeführt. Dort inszeniert Nikolaus Habjan im November Werner Schwabs „Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos“, im Jänner folgt ebenfalls am Akademietheater Exdirektor Claus Peymann mit Eugène Ionescos absurdem Klassiker „Die Stühle“. Im Burgtheater inszeniert Andrea Breth für den März Gerhart Hauptmanns „Die Ratten“, im April ist Johan Simons Regiearbeit von Georg Büchners „Woyzeck“ angesetzt.

Meyerhoff, Haslinger, Entertainer

2019 sind vier Uraufführungen geplant: Jan Bosse inszeniert für März „Indigo“ nach dem Roman von Clemens J. Setz, René Pollesch „Deponie Highfield (AT)“ für Mai, im Frühjahr gibt es auch Fiston Mwanza Mujilas „Zu der Zeit der Königinmutter“ – alle drei im Akademietheater. Herbert Fritschs Projekt „Das Zelt“ soll im April im Burgtheater uraufgeführt werden. Weitere Erstaufführungen sind im Dezember 2018 „Medea“ von Simon Stone nach Euripides an der Burg sowie Maria Milisavljevics „Beben“ (R.: Anna Stiepani) im Vestibül. Auf der kleinsten Bühne gibt es bereits im Oktober Rainer Werner Fassbinders „Tropfen auf heiße Steine“ (Cornelius Edlefsen), im März Dennis Kellys „Waisen“ (Christina Gegenbauer), im April Jonas Hassen Khemiris „Ich rufe meine Brüder“ (Anne Sokolowski). Versprochen sind zudem eine Inszenierung von Christian Stückl, Projekte von Joachim Meyerhoff und Josef Haslinger als Autoren, Entertainment von Harald Schmidt und Michael Niavarani.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2018)

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