Gerhard Polak: "Ein Sprung, und die Menge tobt"

20 Jahre Surf Worldcup: Organisator Gerhard Polak über Idee, Mythos und Tiefs.

Das Surf-Event feiert sein 20-Jahr-Jubiläum. Wie ist die Idee damals eigentlich entstanden? Sicher nach einem Fest.

Gerhard Polak: Ich war Windsurfer, hatte die burgenländischen Meisterschaften organisiert mit vielleicht 100 Startern am Wochenende. Dort war schon klar, dass die Kombination Wind, Warterei und Entertainment passt. Man musste immer auf Wind warten, also gab es dazwischen Partys, Grillerei und chillige Musik. Dann fragten mich Österreichs Surfimporteure, ob ich in Podersdorf den Surftest übernehmen will.


Ganz ohne Ziele, Vorgaben oder Ideen?

Na ja: Ich wollte das ohnehin nur dann machen, wenn ich so tun konnte, wie ich wollte. Ich war damals auch noch Student, sie ließen sich aber darauf ein. Für mich begann es 1993 mit dem Surf-Opening in Mörbisch, welches 1994 nach Podersdorf übersiedelte, und das ist immer größer geworden. Der logische Schritt: Machen wir es ganz richtig. Der Worldcup muss her. Da gab es damals allerdings nur Slalom-Racing, das war für unser Konzept nicht passend. Es war dem Segeln zu nahe. Dann kam aber die Freestyle-Bewegung auf, und ich war im Spiel.


Was kann man sich unter dem Worldcup vorstellen? Was kostet die Veranstaltung?

Eine Million Schilling wollten sie von mir haben. Ich hatte mich gerade selbstständig gemacht, sagte aber, es sei machbar. Es war dann letzten Ende noch viel mehr Geld, aber egal. Ich marschierte zum Landestourismuschef und stand dann da mit einer VHS-Kassette mit Bildern vom Surfen, vom Weltcup, von Maui. Ich sagte: „Das wäre eine schöne Sache für den Neusiedler See, aber das könnt ihr euch eh nicht leisten“ und wollte wieder gehen. Ich war nicht einmal bei der Tür angekommen, da war alles fixiert.

Das Event lockte auch Stars wie Björn Dunkerbeck an. War der Neusiedler See das Epizentrum für Windsurfer?

Der Surf Worldcup auf dem Neusiedler See war nie eine Utopie. Nur eine Frage der Umsetzung. Tricks, spektakulär, Stars, nahe der Weltstadt Wien – ein Erlebnis. Man muss es sich so vorstellen: Diese Stars trainieren irgendwo, oft in Maui, alles perfekt mit Temperatur, Wind und Wellen. Nur: Dort gibt es keine Zuschauer. Die besten Tricks und Jumps in den besten Wellen. Aber keiner da, der applaudiert. Aber hier werden diese Typen wie Helden verehrt. Hier springen sie einen watscheneinfachen Vorwärtsloop, und die Menge tobt. Dafür sind wir berühmt, weltweit in der Szene. Und deshalb sind die Stars immer so gern zu uns gekommen.


Jede Veranstaltung erlebt Höhen und Tiefen. Ihre stand trotz der Beliebtheit und der Massen zweimal vor dem Aus. Es folgte 2017 der Umzug nach Neusiedl. Warum?

2006 ist uns ein Hauptsponsor abgesprungen, auf einmal fehlten 200.000 Euro im Budget. Das war haarig. Und im vergangenen Jahr hat uns der Wintereinbruch kalt erwischt. Einige Surfer wollten schon umdrehen, weil auf der Alland-Autobahn Schnee lag . . . Frustrierend war aber der Kampf gegen manchen Tourismuschef im Burgenland. Sie hatten ein Problem damit, dass ein Windsurf-Event das größte Sportereignis im Burgenland ist.


Und der Umzug?

Nach der Vertragsauflösung haben wir uns intern neu aufgestellt. Wir holten mit Mike Piechura einen Windsurfer und Mann der ersten Stunde in die Geschäftsführung. Er kümmert sich um Repräsentation, Spirit des Events, während ich mich mit Georg Kloibhofer auf Eventdesign und Durchführung konzentriere. Somit konnten wir Partner wie ÖBB oder Canon zum Weitermachen in Neusiedl überzeugen.


Wie viele Besucher kommen jetzt noch im Schnitt, gab es Einbußen?

20.000 waren es am Anfang, es stieg kontinuierlich. Bei 80.000 hat es sich irgendwann eingependelt, 2012 war der Rekord mit 105.000 Besuchern!


Österreich hat also doch eine Sportkultur, dank des Wassersports und Beachvolleyballs.

Oh doch, haben wir. Aber es hängt von den handelnden Personen dahinter ab. Hannes Jagerhofer oder Hubert Neuper etwa, es sind Einzelleistungen.


Wie hoch ist das jährliche Budget?

900.000 Euro pro Jahr sind es, früher waren es 1,2 Millionen Euro. Aber was wirklich zählt: Der Worldcup ist eine Marke, und mit 20 Jahren haben wir den Generationensprung geschafft.

ZUR PERSON

Gerhard Polak, 51, ist Vater von vier Kindern. Der Windsurfer ist seit 1995 selbstständig, er organisiert das Event in Neusiedl.

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