Raiffeisen überrascht mit hohem Quartalsgewinn

Raiffeisen Bank International AG-CEO Johann Strobl
Raiffeisen Bank International AG-CEO Johann Strobl APA/HANS KLAUS TECHT
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265 Millionen Euro Gewinn im ersten Quartal wurden der Raiffeisen Bank International zugetraut. Geworden sind es 399 Millionen Euro.

Deutlich besser als erwartet ist die Raiffeisen Bank International (RBI) ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal stieg der Vorsteuergewinn von 330 auf 429 Millionen Euro. Unterm Strich blieben 399 Millionen Euro nach zuvor 220 Millionen Euro. Analysten hatten lediglich mit einem Quartalsgewinn von rund 265 Millionen Euro gerechnet.

Weitere Eckdaten: De Zinsüberschuss erhöhte sich trotz der niedrigen Zinsen von 797 auf 829 Millionen Euro, der Provisionsüberschuss blieb mit 410 Millionen Euro nahezu unverändert. Außerordentlich hohe Nettoauflösungen von Kreditrisikovorsorgen führen zu einem positiven Ergebnis von 82 Millionen Euro (zuvor minus 82 Millionen Eur) bei den Risikokosten. Der Anteil notleidender Kredite am Gesamtbestand fiel von 5,7 auf 5,4 Prozent. Die Nettozinsspanne liegt stabil bei 2,49 Prozent. Die harte Kernkapitalquote (CET 1, fully loaded) sank auf 12,8 Prozent nach 13 Prozent zu Jahresende. Die Umstellung auf den Rechnungslegungsstandard IFRS 9 habe sich mit 130 Millionen Euro negativ auf das Eigenkapital ausgewirkt, was einen Rückgang von zehn Basispunkten zur Folge gehabt habe. 

Anleger reagierten erfreut. An der Wiener Börse legten die RBI-Aktien im Frühhandel über fünf Prozent auf 30,3 Euro zu. Seit Jahresbeginn haben die Papiere jedoch knapp fünf Prozent verloren, da die Verschärfung der US-Sanktionen gegen Russland die Investoren verschreckt hatte.

„Wir sind für das Geschäftsjahr zuversichtlich. Wir haben uns auch für dieses Jahr viel vorgenommen. Wir werden unsere digitalen Projekte vorantreiben und die Effizienz der RBI weiter verbessern“, kündigte RBI-Chef Johann Strobl an. Anteilseigner sollen eine Ausschüttung in der Höhe von 20 bis 50 Prozent des Konzernergebnisses erhalten. 

Für die kommenden Jahre geht das RBI-Management von einem durchschnittlichen Kreditwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. "Für 2018 erwarten wir, dass die Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte (Risikokosten) etwa auf dem Niveau von 2017 liegen werden", heißt es.

Die NPL Ratio soll mittelfristig weiter sinken. Mittelfristig wird ein Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost/Income Ratio, CIR) von unter 55 Prozent angepeilt. Der Return on Equity (ROE) im Konzern soll bei etwa 11 Prozent liegen und die Kernkapitalquote nach Dividende bei rund 13 Prozent. Basierend auf diesen Zielen sind Dividendenausschüttungen in Höhe von 20 bis 50 Prozent des Konzernergebnisses geplant.

Präsenz in Russland soll erhöht werden

"Wir bleiben sowohl dem russischen Markt und dem hochqualitativen Kundenservice als auch der weiteren Entwicklung unserer physischen Präsenz und der digitalen Möglichkeiten verpflichtet", heißt es in der Präsentation zu den Quartalszahlen.

Die RBI ist von der jüngsten Verschärfung der US-Sanktionen gegen Russland wie berichtet nicht direkt betroffen. Die Sanktionen dürften aber Folgen für das Kreditgeschäft mit den auf die US-Sanktionsliste gesetzten russischen Konzernen zeitigen. Es wird zwar nicht verlangt, Kreditengagements abzustoßen, Raiffeisen will aber das Geschäft mit sanktionierten Unternehmen zurückfahren.

"Wir werden in allen Geschäftsbereichen wachsen und gleichzeitig einen vorsichtigen Risikozugang beibehalten", betont die RBI heute.

Im ersten Quartal wuchs das Kreditgeschäft in Russland auf Euro-Basis um 2 Prozent, die Nettozinsmarge stieg von 5,43 auf 5,95 Prozent. Am Ende des ersten Quartals waren in Russland 8,15 Mrd. Euro an Krediten ausständig. Davon entfielen 3,15 Mrd. Euro bzw. 39 Prozent auf den Retailbereich, und davon wiederum 40 Prozent auf Konsumkredite, 38 Prozent auf Hypothekenkredite und 19 Prozent auf Kreditkartenkredite.

Von den jüngsten US-Sanktionen sind rund 0,1 Prozent der Bilanzsumme der RBI-Gruppe betroffen, hielt die RBI auch heute fest. Bei einer Bilanzsumme von 135 Milliarden Euro wären das etwa 135 Millionen Euro.

Der vereinbarte Verkauf des Kerngeschäftes der Raiffeisen Banka Polska an die französische BNP Paribas für rund 775 Millionen Euro entspreche rund dem 0,95-fachen des Buchwertes. Der Verkauf werde sich voraussichtlich mit 120 Millionen Euro negativ auf das Konzernergebnis und mit 90 Basispunkten positiv auf die Kernkapitalquote auswirken, bestätigte die RBI bereits bekannte Zahlen.

Vom Verkauf betroffen sind rund 9,5 Milliarden Euro an Vermögenswerten bzw. 5 Milliarden Euro an risikogewichteten Assets. Das in der Raiffeisen Bank Polska verbleibenden Vermögen umfasst hauptsächlich Fremdwährungskredite in Höhe von rund 3, 5Milliarden Euro bzw. von rund 5 Milliarden Euro an risikogewichteten Assets. Diese Vermögenswerte sollen in eine polnische Tochter der RBI AG transferiert und dort abgebaut werden.

(APA/Reuters/red)

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