Raiffeisen International will zwar Geschäfte mit von Sanktionen betroffenen Firmen beenden. In Summe sei das Exposure aber „gering“.
Wien. Für Aktionäre der Raiffeisenbank International sind es derzeit nervenaufreibende Tage. So auch der Mittwoch. Am Vormittag lagen die RBI-Papiere bereits deutlich im Plus, bis US-Präsident Donald Trump kurz nach Mittag bekannt gab, in Syrien einen Raketenangriff starten zu wollen. Das könnte den Konflikt mit Russland verschärfen – und brachte die RBI-Aktien dazu, wieder ins Minus zu drehen.
Wie berichtet reagiert RBI derzeit sehr volatil auf alle Nachrichten, die mit Russland zu tun haben. Grund dafür ist, dass rund 40 Prozent des Konzerngewinns aus dem Land stammen. Dies und der ebenfalls am Dienstag bekannt gegebene Verkauf der Polen-Tochter brachten das RBI-Management am Mittwoch dazu, sich in einem Conference Call zu den aktuellen Ereignissen zu äußern.
Kernpunkt war dabei ein Bekenntnis zu den Aktivitäten in Russland. „Raiffeisen ist von den Primärsanktionen nicht direkt betroffen“, so RBI-Chef Johann Strobl. Und auch indirekt sei das „Exposure äußerst gering“ – nur etwa 0,1 Prozent der Bilanzsumme. Das entspricht rund 135 Mio. Euro. Man stehe daher „weiterhin stark hinter unserem Geschäft in Russland“. Grundsätzlich erwartet die RBI auch keine starken Auswirkungen auf das russische BIP.
Allerdings werde man auf die Sanktionen reagieren und alle geschäftlichen Kontakte mit Firmen beenden, die von den Sanktionen betroffen sind – obwohl man nicht dazu verpflichtet sei. „Die Sanktionsliste ist sehr detailliert. Das werden wir abarbeiten. Und wenn es wieder eine gibt, werden wir das ebenso handhaben. Ich hoffe jedoch, dass es nicht noch eine Liste geben wird“, so Strobl.
Wenig Gewinn aus Polen
Ebenfalls Thema war der Verkauf in Polen, der zu einem negativen Effekt von 120 Mio. Euro führen wird. Wie berichtet soll hierbei das Fremdwährungsportfolio im Ausmaß von 3,5 Mrd. Euro bei Raiffeisen verbleiben. Da dafür 150 Mitarbeiter und eine entsprechende Infrastruktur notwendig sind und es in Polen auch eine verhältnismäßig hohe Bankensteuer gibt, werden die Gewinnbeiträge dieses Portfolios in den kommenden Jahren „überschaubar bleiben“.
Die Anleger blieben im schwachen Umfeld abwartend. Bei den Analysten überwiegt der Optimismus. Von 20 Analysten empfehlen sieben den Kauf, vier den Verkauf. Die Mehrheit von elf sagt schlicht „Halten“. Durchschnittlicher Zielkurs sind rund 32 Euro. (jaz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2018)