Shahriar Mandanipur schrieb nach der Emigration die bittere Parodie „Eine iranische Liebesgeschichte zensieren“.
Seit zwölf Jahren lebt Mandanipur (61), einer der bekanntesten iranischen Autoren, in den USA, davor war er lange Jahre Chefredakteur einer mittlerweile aus politischen Gründen eingestellten Literaturzeitschrift. Sein erstes im Westen veröffentlichtes Werk, der Roman „Eine iranische Liebesgeschichte zensieren“ (Unionsverlag, 2011), erschien zuerst in englischer Übersetzung, auf Persisch ist es bis heute nicht veröffentlicht: Ein iranischer Schriftsteller, der tragische Geschichten satthat, beginnt darin, eine Liebesgeschichte zu erzählen – doch der Zensurbeamte überwacht den Prozess, liest sogar die Gedanken des Autors (immerhin dürfen die zwei jungen Nichtverlobten einander nicht einmal in die Augen schauen): „Er setzt seinen Stift an, um das Wort ,Tanz‘ zu streichen, muss aber erkennen, dass der umsichtige Autor selbst stattdessen ,rhythmische Bewegung‘ geschrieben hat. [. . .] Ein paar feige, konservative Wörter geben Ruhe, doch schon die nächsten stimmen höhnisches Gelächter an.“ In dem Buch passiert kaum etwas, was nicht wieder geändert wird; es ist postmodern verspielt, eine gewitzte, bittere Parodie, lehrt einiges über iranische Zensurgeschichte – und gibt einen guten Eindruck vom heutigen Alltagsleben in den Straßen Teherans. (sim)