Der Pilot soll sämtliche Passagiere getötet und dann das Flugzeug gezielt versenkt haben, schreibt ein kanadischer Flugunfallexperte.
Das Verschwinden von Flug MH370 im März 2014 gehört zu den größten Rätseln der Luftfahrtgeschichte - der kanadische Experte Larry Vance glaubt nun, es gelöst zu haben. Der pensionierte Absturzermittler ist überzeugt davon, dass der Pilot der Malaysia-Airlines-Maschine das Flugzeug mit Absicht ins Meer steuerte.
Demnach wäre dies ein Selbstmord, bei dem 238 Menschen mit in den Tod gerissen wurden. Beziehungsweise, 238-facher Mord. Der 69-Jährige vertritt seine Meinung in einem Buch, das an diesem Mittwoch in den USA erscheint: "MH370-Mystery Solved" ("MH370-Rätsel gelöst"). Die These vom Selbstmord-Piloten gehört seit dem Verschwinden der Maschine kurz nach dem Start in Kuala Lumpur zu den beliebtesten Theorien.
Seit 8. März 2014 ist Flug MH370 der Malaysian Airlines spurlos verschwunden. Von einem Terroranschlag, über eine Entführung wurden in den letzten zwei Wochen die unterschiedlichsten Szenarien diskutiert. Satellitendaten haben ergeben, dass die Maschine über dem Indischen Ozean abgestürzt ist. Die malysische Regierung erklärte alle 239 Menschen an Bord für tot. (c) Reuters (STRINGER) Der Flug MH370 der Malaysian Airlines startet um 0:41 Uhr (MEZ 17:41) von Kuala Lumpur nach Peking. An Board der Boeing 777-200 befinden sich 227 Passagiere und zwölf Crew-Mitglieder. Gegen 1:30 Uhr bricht der Funkkontakt zu dem Flugzeug ab. Die letzte Position wurde über dem Ozean auf halber Strecke zwischen Malaysia und Vietnam geortet. Es wird von einem Absturz der Maschine ausgegangen, aber es gab kein Notsignal. Experten halten eine Explosion für möglich. Angehörige warten verzweifelt auf Pekings Flughafen auf Informationen. Schiffe und Flugzeuge aus China, Vietnam, Malaysia, Singapur und den Philippinen nehmen die Suche auf. Der Österreicher Christian Kozel, der laut ersten Angaben an Board sein soll, befindet sich in Österreich. Sein Pass war zwei Jahre zuvor in Thailand als gestohlen gemeldet worden. Sein Pass und jener des Italieners Luigi Maraldi wurden von anderen Personen benutzt. Die gestohlenen Pässe mehren Spekulationen über einen Terrorakt. Vor Vietnam entdecken die Behörden eine 15 km langen Ölteppich. (c) REUTERS (KIM KYUNG-HOON) Hinweise über eine mögliche Umkehr des Flugzeug tauchen auf. Als Reaktion wird das Suchgebiet vergrößert. Auch die USA beteiligen sich an dem Sucheinsatz. Die gestohlenen Pässe waren bei Interpol registriert und hätten bei einer Überprüfung am Flughafen identifiziert werden können. Kritik an einem Fehlverhalten der Beamten wird laut. Vietnamesische Flugzeuge entdecken ein mögliches Rettungsboot im Meer. Bild: Luigi Maraldi in Italien mit seinem neuen Pass. (c) APA/EPA/YONGYOT PRUKSARAK (YONGYOT PRUKSARAK) Das gesichtete Rettungsboot stellte sich als Abdeckung einer Kabelrolle heraus. US-Satelliten zeigen keinen Hinweis auf eine Explosion der Maschine. Auch eine Entführung von Flug MH370 wird nicht ausgeschlossen. (c) REUTERS (US NAVY) Zwei Iraner sollen mit Hilfe der gestohlenen Pässe Tickets für den Flug gekauft haben und befanden sich an Board. Ermittler gehen davon aus, dass die Iraner versuchten möglichst billig nach Europa zu gelangen und nur zufällig an Board waren. Der Jüngere wollte Angaben zufolge zu seiner Mutter nach Frankfurt. Laut Ermittlern gibt es vier mögliche Erklärungsstränge: 1. eine Entführung, 2. Sabotage, 3. psychologische Probleme bei Passagieren oder der Besatzung als Grundlage einer Selbstmordaktion oder aber 4. persönliche Probleme. Medien berichten, das Flugzeug könnte nach Abbruch der Kommunikation eine Kursänderung Richtung Westen vorgenommen haben. (c) APA/EPA/AZHAR RAHIM (AZHAR RAHIM) Der malaysische Luftwaffenchef bestätigte den Medienbericht, wonach das Militär rund 45 Minuten später eine Maschine über der nördlichen Straße von Malakka westlich von Malaysia auf dem Radar entdeckt habe. Dieses Gebiet liegt südlich der thailändischen Ferieninsel Phuket und damit Hunderte Kilometer entfernt von der letzten Ortungsstelle im Nordosten von Malaysia. Als Reaktion wird die Suche auf ein riesiges Gebiet zwischen China und Indien ausgedehnt. (c) REUTERS (DAMIR SAGOLJ) Eine weitere Spur verläuft im Sand: Verdächtige Trümmerteile, die ein chinesischer Satellit aufgenommen hatte, konnten nicht gefunden werden. Angehörige machen Druck auf chinesische und malaysische Behörden bei der Aufklärung des verschwundenen Flugzeugs. Chinesische Seismologen wollen eineinhalb Stunden nach Abbruch der Kommunikation eine ungewöhnliches Ereignis im Meer zwischen Malaysia und Vietnam gemessen haben. (c) imago/HBLnetwork (imago stock&people) Hinweise, dass sich das Flugzeug gezielt Richtung Westen bewegt haben soll, verdichten sich. Eine Maschine sei zwischen Luftfahrt-Wegemarken über dem Andamanischen Meer westlich von Malaysia aufgetaucht. Die Punkte würden von Verkehrsflugzeugen auf dem Weg in den Nahen Osten oder nach Europa genutzt. Die Ermittlungen konzentrierten sich nun auf Sabotage oder eine Entführung. (c) REUTERS (SAMSUL SAID) Die Sabotage-These erhält wieder Auftrieb. Nach dem letzten Radarkontakt kurz nach dem Start sei die Boeing 777-200 noch sieben Stunden weitergeflogen, sagte der malysische Ministerpräsident Najib Razak auf einer Pressekonferenz. Die Ermittlungen konzentrierten sich nun wieder stärker auf die Passagiere und die Crew. Polizisten durchsuchten am Samstag das Haus des 53 Jahre alten Piloten Zaharie Ahmad Shah in Kuala Lumpur (im Bild). "Die Beamten haben nach Material gesucht, das bei der Suche nach dem vermissten Flugzeug helfen könnte", sagte ein Polizist. Ob etwas gefunden oder mitgenommen wurde, teilte er nicht mit. (c) APA/EPA/AZHAR RAHIM (AZHAR RAHIM) Malaysias Polizei ermittelt bei dem verschwundenen Flugzeug nun offiziell wegen Entführung, Sabotage und Terrorismus. Das sagte Polizeichef Khalid Abu Bakar (im Bild) am Sonntag in Kuala Lumpur vor der Presse. Auf der Suche nach dem weiterhin verschollenen Passagierflugzeug werden 15 Länder um Hilfe gebeten. (c) REUTERS (EDGAR SU) Unter dem Eindruck scharfer chinesischer Kritik verstärkt Malaysia die Suche nach dem verschollenen Flugzeug mit 239 Menschen an Bord. Insgesamt 26 Länder seien an der Suche mittlerweile beteiligt, sagte Verkehrsminister Hishammuddin Hussein (im Bild mit einer Karte des südlichen möglichen Flugkorridors) am Montag in Kuala Lumpur. Australien ist für die Suche im Korridor über dem Indischen Ozean zuständig. (c) REUTERS (DAMIR SAGOLJ) Aus Protest über die malaysische Informationspolitik drohen chinesische Angehörige mit Hungerstreik. Die Suche nach dem verschwundenen Passagierflugzeug ist am Dienstag auf China ausgeweitet worden. Einer der auf der Basis von Satellitenbildern und Radardaten errechneten Flugkorridore verläuft über den äußersten Westen Chinas. (c) APA/EPA/AZHAR RAHIM (AZHAR RAHIM) Fischer sollen über einer abgelegenen Insel der Malediven am 8. März ein sehr tief fliegendes Flugzeug gesehen hätten – allerdings wies die Regierung der Malediven die Berichte zurück; es gibt keine Beweise dafür. Unterdessen gerät der Pilot, Zaharie Ahmad Shah, erneut ins Zentrum der Ermittlungen: Auf dem Flugsimulator, den er in seinem Haus in Kuala Lumpur stehen hat, seien erst im Februar nicht näher genannte Datensätze gelöscht worden. Nun werde versucht, die Daten wiederherzustellen. (c) REUTERS (� Edgar Su / Reuters) Australische Experten wollen auf Satellitenbildern Teile des Malaysia-Airlines-Flugzeugs gesehen haben - eines der gesichteten Stücke sei etwa 24 Meter lang, das zweite fünf Meter. Vier Aufklärungsflugzeuge sind im Einsatz, um die Objekte aufzuspüren. Außerdem hat ein norwegisches Schiff seinen Kurs geändert und trifft im Suchgebiet ein. (c) REUTERS (HODA EMAM) Ein chinesischer Satellit hat möglicherweise ein MH370-Wrackteil im Indischen Ozean gesichtet. Das Objekt ist 22 Meter lang und 13 Meter breit, wie die chinesische Behörde am Samstag per Internet mitteilte. Chinesische Schiffe seien auf dem Weg in das mehr als 2000 Kilometer von der Westküste Australiens entfernt liegende Gebiet. Ein aufziehender Wirbelsturm droht die Suche zu erschweren. Die Suche konzentriert sich immer mehr auf den südlichen Indischen Ozean. (c) Reuters (REUTERS TV) Am 23. März wurden neue Aufnahmen eines französischen Satelliten bekannt, die mögliche Wrackteile zeigen. "Wir hoffen auf einen Durchbruch", sagte der australische Vize-Regierungschef Warren Truss bei einem Besuch in der Zentrale der Seesicherheitsbehörde Amsa in der Hauptstadt Canberra. (c) APA/EPA/Graham Tidy GGT (GRAHAM TIDY / POOL) Der Montag beendete jegliche Hoffnung der Angehörigen der Passagiere. Der malaysische Ministerpräsident erklärte, dass es keinen Zweifel daran gebe, dass es keine Überlebenden gebe. Die Boeing sei über dem südlichen Indischen Ozean abgestürzt. Das hätten neue Satellitendaten ergeben. Vom Wrack gab es weiterhin keine Spur. Zwei Sichtungen möglicher Wrack-Teile konnten aufgrund des schlechten Wetters nicht verifiziert werden. (c) APA/EPA/ROLEX DELA PENA (ROLEX DELA PENA) Der letzte Funkspruch aus dem Cockpit der Boeing war schon immer Kernpunkt mehrerer Verschwörungstheorien. Die malaysische Luftfahrtbehörde korrigierte den angeblichen Wortlaut am Dienstag. Bisher hieß es, diese habe sich mit den etwas ungewöhnlichen Worten "Alright, good night" (etwa: Alles klar, gute Nacht) abgemeldet. Nun hieß es, die Crew habe zuletzt die Worte "good night Malaysian 370" (gute Nacht, Malaysian 370) durchgegeben. Dies wäre den Angaben zufolge ein ganz normaler Funkspruch. Was für die Aufklärung des Falles eventuell wenig von Bedeutung ist, ist für die malaysischen Ermittler die nächste Blamage. Reuters Bis heute, hat man das Wrack nicht gefunden - auch die Absturzursache ist unklar. Alle Suchunternehmungen wurden eingestellt. Malaysia hat einen Abschlussbericht vorgelegt - ohne jegliche Erkenntnis. APA/AFP/MOHD RASFAN Die Chronologie des Verschwindens Wrackteile bestätigen Theorie Auch Vance äußerte sich schon so. Bestärkt sieht er sich nun durch den Zustand von Wrackteilen der Boeing 777, die nach und nach aus dem Indischen Ozean gefischt wurden. Die Teile - darunter auch eine fast 2,50 Meter lange Flügelklappe (Flaperon) - sind verhältnismäßig gut erhalten. Vance schließt deshalb aus, dass die Maschine aus großer Höhe ins Meer stürzte, denn in dem Fall wäre sie in Millionen kleine Teile zersplittert, die auch noch längere Zeit auf dem Wasser getrieben hätten.
Gefunden wurden allerdings nur 20 Wrackteile, die der Kanadier Vance untersucht hat. Gepäckstücke oder Ähnliches wurden nicht gefunden. Auch seien Lande- und Flügelklappen offenbar ausgefahren gewesen, das könne nur der Pilot getan haben.
Pilot soll Passagiere kontrolliert erstickt haben Vance kommt zum Schluss, dass der Pilot die Maschine nach stundenlangem Flug gezielt auf dem Wasser aufsetzte und dann untergehen ließ. Seiner Theorie nach soll der Pilot zuvor die Passagiere gezielt getötet haben, in dem er für einen Druckabfall in der Kabine gesorgt habe. Danach soll er die Positionsgeräte ausgeschaltet und die Maschine gezielt zum Absturz gebracht haben.
Warum der Pilot, der 53-jährige Familienvater Zaharie Ahmad Shah, das getan haben soll, das lässt der Flugunfallexperte offen. Über eine etwaige psychische Krankheit oder Ähnliches ist nichts bekannt.
(APA)
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