ÖFB-Team: Festspiele in drei Akten

Die Vorfreude auf WM-Gastgeber Russland, Weltmeister Deutschland und Rekordchampion Brasilien ist groß bei Franco Foda.
Die Vorfreude auf WM-Gastgeber Russland, Weltmeister Deutschland und Rekordchampion Brasilien ist groß bei Franco Foda. (c) APA/ROBERT JAEGER
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Franco Foda setzt für die Länderspiele gegen Russland, Deutschland und Brasilien auf bis zu vier Neulinge. Der Teamchef lobt die heimische Bundesliga und möchte die Fans begeistern.

Wien. Die WM-Endrunde in Russland wird Österreich als Zuschauer verfolgen, davor aber wartet auf das Nationalteam eine „Mini-WM“ im eigenen Land. Das Freundschaftsspiel-Triple gegen Russland (30. Mai, Innsbruck), Deutschland (2. Juni, Klagenfurt) und Brasilien (10. Juni, Wien) ist das Highlight des Jahres, am Dienstag präsentierte Teamchef Franco Foda seine Auserwählten für den Vergleich mit den Weltbesten. Mit den Torhütern Cican Stankovic (Salzburg) und Richard Strebinger sowie Flügelspieler Thomas Murg (beide Rapid) finden sich drei Neulinge fix im Kader, sollte Salzburg-Verteidiger Andreas Ulmer nach seinem Muskelfaserriss nicht rechtzeitig fit werden, würde am Freitag mit Marvin Potzmann (Vertrag bei Sturm läuft aus) ein weiterer Debütant nach Stans anreisen.

Die klingenden Namen der kommenden Gegner lassen auch das Herz des Teamchefs höher schlagen. „Das sind die besten Mannschaften der Welt, sie haben extrem hohe Qualität“, betonte Foda vor dem Kräftemessen mit Weltmeister Deutschland und Rekordchampion Brasilien. „Das ist eine große Herausforderung, aber ich glaube daran, dass wir die Fähigkeiten haben, um zu bestehen.“ Gerade in solchen Spielen stünden nicht Ergebnisse, sondern die Leistung im Vordergrund, gehe es darum, die im Frühjahr initiierten Ideen und Prozesse fortzuführen. „Wir wollen spielerisch gut performen, Begeisterung und Identifikation bei den Fans entwickeln.“

Der Salzburger Beweis

Zwölf Bundesliga-Spieler finden sich – auch bedingt durch Ausfälle (Sabitzer, Gregoritsch, Lazaro) – im Kader. Foda unterstrich damit erneut seine im Gegensatz zu Vorgänger Marcel Koller große Wertschätzung für die heimische Liga. „Hier wird guter Fußball gespielt. Ich habe das immer betont, und Salzburgs internationaler Erfolg hat meine These bestärkt. Die Spieler sind in der Lage, sich bei besonderen Aufgaben entsprechend zu steigern“, erklärte der Deutsche, der wegen des Flugverbots nach der Hüft-OP die Liga in den vergangenen Wochen noch intensiver verfolgt hat. Den Salzburgern hätte Foda im Übrigen den Finaleinzug vergönnt. „Sie waren besser als Marseille.“ Freilich stellt der Meister mit Stankovic (im Klub die Nummer zwei), Stefan Lainer, Xaver Schlager (der wie Stefan Hierländer und Deni Alar erst nach der letzten Bundesligarunde einrückt) und Wackelkandidat Ulmer nur vier Teamspieler.

Im Hinblick auf die Nations League im Herbst möchte Foda die möglichen Kandidaten für das Tor „kennenlernen und mir ein Bild machen“. Diesmal bekommen Strebinger („eine gute Entwicklung über längere Zeit“) und Stankovic („Im Cup sehr souverän“) eine Chance. Bei Rapid-Flügelspieler Murg lobte Foda einen „extremen Schritt nach vorn, besonders in der Defensivarbeit“, wie Potzmann habe dieser seine gute Form im Frühjahr bestätigt.

Kevin Wimmer erhält ebenfalls das Vertrauen, obwohl er bei Stoke City seit Jänner nur noch bei der zweiten Mannschaft spielt. Angesichts des Fragezeichens Ulmer/Potzmann und der Verletzung Maximilian Wöbers habe Foda einen Linksfuß für die Verteidigung mitnehmen wollen. Noch bevor er danach gefragt wurde, sprach der Teamchef in diesem Zusammenhang auch David Alaba und dessen jüngste Verletzungshistorie an – es klang nicht danach, als ob der Bayern-Star wie im Verein als echter Linksverteidiger eingeplant wäre. Absprachen mit den Klubs über Einsätze gebe es keine, hielt Foda fest. „Ich freue mich auf das Wiedersehen, alle sind heiß auf die Spiele“, so der 52-Jährige. Der Fokus gilt nun dem ersten Spiel gegen Russland, die Zielsetzung sei immer dieselbe: „Immer alles geben und versuchen, zu gewinnen.“

Barnes-Einberufung naht

Mit Ashley Barnes könnte Foda künftig in der Offensive eine Option mehr haben. ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold berichtete von einem „sehr positiven“ Gespräch mit dem Stürmer des Premier-League-Siebenten Burnley (neun Tore in 36 Spielen) Anfang Mai. Nur ein Dokument fehle noch, um die Staatsbürgerschaft und Spielberechtigung für den 28-Jährigen mit österreichischer Großmutter zu beantragen.

ÖFB-Kader für das Länderspiel-Triple

Tor: Heinz Lindner (Grasshopper Zürich, 17 Länderspiele), Jörg Siebenhandl (Sturm, 1), Cican Stankovic (Salzburg, 0), Richard Strebinger (Rapid Wien, 0).


Abwehr: Moritz Bauer (Stoke, 5/0 Tore), Aleksandar Dragović (Leicester, 62/1), Kevin Danso (Augsburg, 5/0), Martin Hinteregger (Augsburg, 28/2), Stefan Lainer (Salzburg, 4/0), Marvin Potzmann (Sturm, 0)*, Sebastian Prödl (Watford, 66/4), Andreas Ulmer (Salzburg, 5/0), Kevin Wimmer (Stoke, 8/0).


Mittelfeld: David Alaba (Bayern, 60/12), Julian Baumgartlinger (Leverkusen, 61/1), Florian Grillitsch (Hoffenheim, 8/1), Stefan Hierländer (Sturm, 1/0), Stefan Ilsanker (Leipzig, 27/0), Florian Kainz (Bremen/GER, 8/0), Thomas Murg (Rapid, 0), Louis Schaub (Rapid, 8/5), Xaver Schlager (Salzburg, 2/0), Alessandro Schöpf (Schalke 04, 15/2), Peter Zulj (Sturm, 1/0)


Angriff: Marko Arnautović (West Ham, 69/19), Guido Burgstaller (Schalke, 16/1), Deni Alar (Sturm, 1/0).

*Sollte Ulmer nicht rechtzeitig fit werden, würde Potzmann erstmals in den Teamkader nachrücken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2018)

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