MH17-Ermittler: Rakete stammt von russischer Brigade

REUTERS
  • Drucken

Niederländische Ermittler gehen davon aus, dass die Buk-Rakete aus den Beständen der 53. Luftabwehrbrigade in Kursk stammt. Nun hoffen sie auf Informationen aus der Öffentlichkeit darüber, wer für den Abschuss verantwortlich war.

Knapp vier Jahre nach dem Abschuss des Fluges MH17 über dem Kriegsgebiet in der Ostukraine haben die niederländischen Ermittler in einer öffentlich übertragenen Pressekonferenz neue Details über die mutmaßlichen Verantwortlichen präsentiert. Die Buk-Rakete, mit der der Flug der Malaysia Airlines nahe der Ortschaft Hrabowe abgeschossen wurde, stamme aus den Beständen der 53. Luftabwehrbrigade. Sie ist in der westrussischen Stadt Kursk stationiert. Damit machen die Niederlande Russland offiziell für den Abschuss verantwortlich.

Bei dem Unglück kamen 298 Menschen, die Mehrheit davon aus den Niederlanden, zu Tode. Der Abschuss war eine menschliche Tragödie und stellte eine Eskalation im Krieg in der Ostukraine zwischen ukrainischer Armee und von Moskau unterstützten Separatisten dar.

Die Rakete wurde auf einem Fahrzeug transportiert, das durch einen Code der 53. Brigade zugeordnet werden konnte. "Alle Fahrzeuge, die das Raketensystem in einem Konvoi transportierten, waren Teil der russischen Streitkräfte", sagte Wilbert Paulissen von der niederländischen Polizei. Frühere Recherchen der Gruppe "Bellingcat" hatten bereits nahegelegt, dass das Raketensystem vor der Nutzung in einem Fahrzeugkonvoi von Russland in das von prorussischen Separatisten kontrollierte Gebiet transportiert worden war. Auch die Ermittler hatten das 2016 festgestellt.

Moskau wies frühere Ermittlungsergebnisse als "politisch motiviert" zurück. Russland, das gegen die Einsetzung eines UN-Tribunals votiert hatte, sieht die Verantwortung bei der ukrainischen Armee. Auch die ukrainische Armee hatte Raketen russischer Bauart in ihren Beständen.

Rakete russischer Produktion

Die Ermittler haben nun anhand von Nummern auf der Ummantelung zudem feststellen können, dass die Rakete im Jahr 1986 im Moskauer Rüstungsbetrieb Dolgoprudny Research Production Enterprise hergestellt worden ist. Moskau habe den Ermittlern diese Informationen nicht zur Verfügung gestellt; man habe dies selbst ermittelt.

Die Ermittler wendeten sich in der Pressekonferenz an die Öffentlichkeit und baten um Hinweise zu den Verantwortlichen. Namen oder verdächtige Personenkreise präsentierte man am Donnerstag keine, die Polizisten deuteten aber an, dass sie mehr wüssten. "Bitte melden Sie sich", sagte Kommissionsmitglied Fred Westerbeke. Man arbeite an einer Liste derjenigen, die die Verantwortung für das Unglück tragen. An dem internationalen Ermittlerteam unter niederländischer Leitung beteiligen sich Malaysia, Australien, Belgien und die Ukraine.

Die Untersuchungskommission machte keine Angaben, wann der Fall vor Gericht kommen könne. "Wir treten in die letzte Phase der Untersuchung ein", sagte Westerbeke, der möglichen Zuträgern von Informationen Vertraulichkeit und ein Zeugenschutzprogramm in Aussicht stellte. Der Kritik, wonach die Untersuchung bereits zu lange andauere und viele Spuren bereits verwischt seien, entgegnete er: "Wir müssen einen Akt anlegen, der in einem Gerichtsprozess Bestand hat."

(som)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Weltjournal

MH17-Abschuss: Moskau weist Schuld zurück

Die Niederlande halten Russland für verantwortlich. Moskau reagiert auf die Vorwürfe abwehrend. Es gäbe keine Beweise, behauptet Außenminister Sergej Lawrow.
Außenpolitik

MH17-Abschuss: Putin wehrt sich gegen Vorwürfe

Russlands Präsident Wladimir Putin zufolge trifft sein Land keine Schuld am Abschuss der MH17-Maschine vor vier Jahren. Die Ergebnisse der Untersuchungskommission hält er für unglaubwürdig.
Außenpolitik

MH17-Abschuss: Westen drängt Russland, Verantwortung zu übernehmen

Ein internationales Ermittlerteam hatte festgestellt, dass die Passagiermaschine von einer russischen Rakete abgeschossen worden war.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.