Nordkorea: Kims Postbote stellt Brief in USA zu

US-Außenminister Mike Pompeo (r.) traf Nordkoreas Gesandten Kim Yong Chol in New York.
US-Außenminister Mike Pompeo (r.) traf Nordkoreas Gesandten Kim Yong Chol in New York. (c) REUTERS (Mike Segar)
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Mit Kim Yong-chol empfing Washington einen mutmaßlichen Massenmörder. Er hatte einen Brief für Trump im Gepäck. Es geht um Vertrauensbildung vor dem Gipfel.

New York. Bevor er überhaupt in die USA einreisen durfte, musste ihm die Regierung eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Eigentlich steht Kim Yong-chol bei der Immigrationsbehörde auf der schwarzen Liste. Der Vertraute des Diktators Kim Jong-un soll eine Cyberattacke auf Sony im Jahr 2015 orchestriert und auch beim Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffs 2010 mit 46 Toten seine Finger im Spiel gehabt haben.

Doch geht es vor dem zunächst geplanten, dann abgesagten und nun wieder geplanten Gipfel zwischen Donald Trump und Kim Jong-un um Vertrauensbildung. Und so besuchte der frühere Geheimdienstchef New York und Washington. In Manhattan aß der Nordkoreaner – er ist der ranghöchste seit fast 20 Jahren, der Fuß auf US-Boden setzte – mit Außenminister Mike Pompeo Steak, Mais und Käse. Vom 39. Stock einer Diplomatenwohnung aus blickten Kim Yong-chol und Pompeo auf die Skyline und besprachen ein Ende des nordkoreanischen Atomprogramms.

„Es war großartig“, sagte ein sichtlich optimistischer Pompeo wenige Stunden später in einer eilig einberufenen Pressekonferenz im Luxushotel Lotte Palace. Der höchste US-Diplomat und frühere Chef des Geheimdienstes CIA hat den General mittlerweile dreimal getroffen, die ersten beiden Mal in Pjöngjang, im Beisein von Kim Jong-un. Die Bedingungen der USA, nämlich eine völlige, irreversible Beendigung des Atomprogramms, hätten sich nicht geändert, erklärte Pompeo. Er sehe viele Anzeichen, dass Nordkorea für diesen „historischen Schritt“ bereit sei.

Kim Yong-chol reiste indes nach seiner Visite in New York weiter nach Washington. Er habe einen Brief von Kim Jong-un höchstpersönlich im Gepäck, bestätigte Pompeo, merkbar aufgeregt. Natürlich hätte der Diktator das Schriftstück auch schicken können, doch sowohl die USA als auch Nordkorea setzen auf Signalwirkung. Der genaue Inhalt des versiegelten Briefs war zunächst unklar. Trump ging davon aus, dass es sich um eine „sehr positive“ Nachricht handle.

Kommt es zum Treffen am 12. Juni?

Während also immer noch nicht endgültig geklärt ist, ob das für 12. Juni anvisierte Treffen zwischen Trump und Kim in Singapur nun stattfindet, ist die Geschichte um den Gipfel um eine Facette reicher. Selbst Pompeo will noch nicht wissen, ob es zu der Zusammenkunft der beiden Staatsführer in weniger als zwei Wochen kommt. Auf eine entsprechende Frage schmunzelte er nur und sagte, er könne die Entscheidung des Präsidenten nicht vorwegnehmen.

Tatsächlich hat die Beziehung zwischen Trump und Kim im vergangenen Jahr viele Wendungen genommen. Auf wüste Beschimpfungen im vergangenen Herbst folgte ein „wunderbarer Dialog“, und ein Treffen für den 12. Juni wurde angesetzt. Dann sagte Trump die Zusammenkunft ab, nachdem Nordkorea den USA erneut mit einem Atomkrieg gedroht und US-Vizepräsidenten Mike Pence als „ignorant und dumm“ bezeichnet hatte. Mittlerweile spricht der US-Präsident bereits wieder offen von der geplanten Reise nach Singapur, Pompeo hält theoretisch auch mehrere aufeinanderfolgende Gipfeltreffen für möglich.

Wenn es dazu kommt, wäre es die erste Zusammenkunft zwischen einem amtierenden US-Präsidenten und einem nordkoreanischen Staatsführer. 2000 wäre es beinahe dazu gekommen, als Bill Clinton Kim Jong-il treffen wollte, der Besuch aber schließlich abgesagt wurde, obwohl Außenministerin Madeleine Albright zuvor bereits nach Pjöngjang gereist war. Beobachter in den USA verweisen stets darauf und betonen, dass auch ein Treffen zwischen Trump und Kim Jong-un noch keinesfalls in Stein gemeißelt sei.

Pompeo wiederum betonte die positive Stimmung bei dem Abendessen mit Kim Yong-chol. Ob er nach mehreren Stunden mit dem früheren General und Spion in dessen Seele blicken haben können, wollte ein Reporter vom Außenminister wissen. Das womöglich nicht, aber ein gewisses Gefühl dafür, wie der einstige Intimfeind tickt, habe er schon bekommen. „Wir alle dürfen nicht den Fehler machen zu glauben, dass der Konflikt mit Nordkorea schnell gelöst werden wird. Es wird noch oft hinauf- und hinuntergehen, es gibt noch viele Hindernisse.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2018)

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