Die Antwort auf die Frage Nummer eins

Manuel Neuer.
Manuel Neuer.(c) APA/AFP/MIGUEL MEDINA (MIGUEL MEDINA)
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Manuel Neuer wird heute sein Comeback im DFB-Tor geben, sich in Klagenfurt quasi einem öffentlichen Fitnesstest unterziehen. Joachim Löw ist vor der Kadernominierung für die WM-Titelverteidigung „völlig entspannt“.

Eppan/Wien. Zumindest eine Frage an Joachim Löw war bei der letzten Pressekonferenz vor dem heutigen Testspiel gegen Österreich in Klagenfurt (18 Uhr, live ORF eins, ZDF) neu: Ob er, wie spanische Medien berichten, ein Kandidat für die Nachfolge des überraschend zurückgetretenen Zinédine Zidane als Cheftrainer von Real Madrid sei. „Für mich ist das kein Thema, ich bin jetzt bei der WM“, sagte der 58-Jährige, der seit 2006 als deutscher Teamchef fungiert, und betonte: „Das kann ich jetzt völlig ausschließen.“

Sonst drehte sich alles wieder einmal um Manuel Neuer, seine Fitness und die mögliche WM-Nominierung als Nummer eins trotz achtmonatiger Verletzungspause. Seit der Bayern-Torhüter das Trainingslager in Eppan, Südtirol, angetreten ist, begleiten den Teamchef diese Fragen. Bislang konnten sich nur aufmerksame Beobachter vor Ort ein Bild machen, heute steigt der erste Formtest in aller Öffentlichkeit. „Wenn alles okay ist, dann wird er von Anfang an im Tor stehen“, bekräftigte Löw. Noch sei aber nicht klar, ob der 32-Jährige in seinem 75. Länderspiel – dem ersten seit Oktober 2016 – über die volle Zeit spielen werde.

Neuer hatte sich nach seinem dritten Mittelfußknochenbruch im September bewusst eine längere Regenerationszeit genommen, Löw ihm die WM-Chance bis zum Schluss versprochen. In Südtirol trainierte der Bayern-Keeper voll mit und spielte in einem Test gegen eine U20-Auswahl. „Es war, als wenn er nicht weg gewesen wäre“, attestierte DFB-Torwarttrainer Andreas Köpke, und auch Teammanager Oliver Bierhoff bekräftigte: „Manuel ist in der Spur. Er kommt nicht in die Spur, er ist drin.“

Feinabstimmung fehlt noch

In der Vorbereitung auf die WM-Titelverteidigung sieht Löw seine Mannschaft zur Halbzeit auf einem guten Weg. „Was bisher lief, das kann mich sicherlich zufriedenstellen“, erklärte er. Nach den intensiven Einheiten der letzten Tage sei eine gewisse Müdigkeit bemerkbar, auch fehle es noch an den Feinabstimmungen im taktischen Bereich. Gerade deshalb ist die Partie im Wörthersee-Stadion für den DFB-Trainer ein wichtiger Gradmesser. „Für uns ist Österreich ein sehr guter Gegner, der uns sicherlich viel abverlangen wird“, erklärte Löw. „Es ist ein wichtiges Spiel, das Ergebnis ist aber völlig hintangestellt.“ Danach testet der Weltmeister noch am 8. Juni in Leverkusen gegen Saudiarabien, am 17. Juni erfolgt dann gegen Mexiko der Auftakt zur Titelverteidigung.

Im Gegensatz zu Neuer werden Thomas Müller und Mats Hummels („Bei denen weiß ich, was sie können“) ebenso wie der angeschlagene Jérôme Boateng sowie Nachrücker Toni Kroos die Reise nach Klagenfurt nicht antreten. Nach der Partie gegen Österreich werde sich der Trainerstab dann „nochmal die Köpfe heiß reden“ und „alle Dinge auswerten, die man auswerten kann“, erklärte Löw, der nach eigenen Angaben noch „völlig entspannt“ ist. Am Montag würden die Gespräche mit den vier Aussortierten – einer „Panne“ auf der DFB-Homepage zufolge handelt es sich um Kevin Trapp, Jonathan Tah, Sebastian Rudy und Nils Petersen – folgen.

Sollte Neuer den Sprung auf den WM-Zug schaffen, wäre Marc-André ter Stegen der Leidtragende. Der 26-Jährige müsste sich trotz starker Saison mit dem FC Barcelona mit der Rolle als Nummer zwei begnügen. „Natürlich würde Marc diese WM gern spielen, keine Frage“, sagte Köpke. Er und Löw hätten intensive Gespräche mit ter Stegen geführt. „Er kann ganz gut damit umgehen.“

Für Löw ist die Situation eine bekannte, schon vor der WM 2014 hatte er mit Neuer und Bastian Schweinsteiger zwei Sorgenkinder mit nach Brasilien genommen – sie dankten ihm das Vertrauen mit starken Leistungen. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2018)

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