Nach der Polizeirazzia vom Dienstag behauptet ein bayrisches Kloster, davon im Voraus gewusst zu haben, und bittet um päpstliche Visitation.
Wien/München (ag./som). Das bayrische Kloster Ettal geht in die Offensive: Nachdem die Staatsanwaltschaft München am Dienstag in der Benediktinerabtei nahe Garmisch wegen des Verdachts von Kindesmissbrauch gegen mehrere Patres Akten konfisziert hatte, behauptete das Kloster am Mittwoch, den Beamten die Papiere „aus freien Stücken“ übergeben zu haben. Und: Man habe gewusst, dass die Beamten kommen würden, sagte ein Sprecher laut „Spiegel Online“.
Es war die erste polizeiliche Durchsuchung in einem deutschen Kloster in der Nachkriegszeit. Der zurückgetretene Abt Barnabas Bögle sagte am Mittwoch, er habe zudem um eine Apostolische Visitation des Klosters gebeten; dabei untersuchen Beauftragte des Papstes kirchliche Einrichtungen auf Missstände.
Indes dauern die Ermittlungen an. Es geht um vier Patres, gegen die wegen sexuellen Missbrauchs und körperlicher Züchtigung in der Klosterschule ermittelt wird. Einer der Vorfälle soll sich bereits in den Siebzigerjahren ereignet haben; der mutmaßliche Täter ist schon verstorben. Die anderen Patres sind nicht mehr an der Schule sondern leben im Kloster Wechselburg in Sachsen. Dort wurden sie am Dienstag von ihren seelsorgerischen Aufgaben entbunden.
Verdachtsfälle in Limburg
Auch im Bistum Limburg in Hessen geht die Kirche Missbrauchsvorwürfen gegen Priester nach: Der Missbrauchsbeauftragte der Diözese, Benno Grimm, untersuche Verdachtsfälle, so das Bistum.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2010)