Die bisherigen Ereignisse in Paris stimmen zuversichtlich, dass Dominic Thiem in Paris der zweite French-Open-Champion nach Thomas Muster 1995 werden könnte.
Marco wer? Bis vor wenigen Tagen war vielen Tennisfans der heutige Gegner von Dominic Thiem bei den French Open überhaupt kein Begriff, jetzt ist Marco Cecchinato die Sensation von Paris. Dass die Nummer 72 der Weltrangliste bis in das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers vorstoßen kann, ist ein eindrucksvoller Beleg für die enorme Dichte im Herrentennis.
Der 25-Jährige aus Palermo spielt zweifelsfrei das Turnier seines Lebens, vor den French Open war er auf der ATP-Tour nur ein einziges Mal in Erscheinung getreten: Als Qualifikant gewann er unlängst das Sandplatzturnier in Budapest, große Siege waren dafür allerdings nicht notwendig. Als bestplatzierten Spieler schlug er den Bosnier Damir Dzumhur, Nummer 32 der Weltrangliste.
In Paris ist Cecchinato über sich hinausgewachsen, Erfolge über Pablo Carreno Busta (Nr. 11), David Goffin (Nr. 9) und Novak Djokovic (Nr. 22) entspringen keinen Zufällen. Dass der Italiener, der im April noch Challenger-Turniere bestritten hat, in der ersten Runde schon beinahe ausgeschieden war (0:2-Satzrückstand, 10:8-Sieg im fünften Satz), hat dem Überraschungsmann für den restlichen Turnierverlauf wohl auch die nötige Lockerheit gebracht.
Das perfekte Turnier
Dominic Thiem ist vor Cecchinato gewarnt, es wäre ohnehin fahrlässig, seinen Gegner im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers zu unterschätzen. Dennoch, über das Los Cecchinato darf sich der 24-Jährige keinesfalls beschweren, die Tür zum Finale ist weit aufgestoßen. Cecchinato wird mit Fortdauer der Spiels, wie schon im Viertelfinale Alexander Zverev, die Belastungen der vergangenen eineinhalb Wochen verstärkt zu spüren bekommen. Er hat, anders als Thiem, noch nie so viel Tennis innerhalb weniger Tage gespielt - und nach Rafael Nadal ist der Österreicher jener Spieler, der am schwierigsten in einem "Best-of-five"-Match auf Sand zu bezwingen ist.
Thiems bisherige Auftritte stimmen zuversichtlich, dass ihm im Stade Roland Garros der ganz große Coup gelingen könnte. Er hat in seine bisherigen fünf Matches verhältnismäßig wenig Kraft investieren müssen, wirkt spielerisch wie mental gefestigter als in den vergangenen Jahren und verfügt jetzt auch über den Glauben, selbst das letzte Match am Sonntag gewinnen zu können. Im Grunde spielt Thiem bislang das perfekte Turnier. Und irgendwie riecht es schon etwas nach Grand-Slam-Sieg.