„Jede Menge Stilrichtungen und keine Wettbewerbsgedanken“

Der Salsa erfreut sich großer Beliebtheit.
Der Salsa erfreut sich großer Beliebtheit.(c) imago/Scanpix (Dmitri Kotjuh)
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Der größte Salsa-Verein Österreichs mit 1000 Mitgliedern befindet sich in Innsbruck. Vizeobmann Benno Hofer ist einer der Pioniere.

An mindestens drei Tagen in der Woche steht Innsbrucks Nachtleben ganz im Zeichen von Salsa – mittwochs wird im Soulkitchen getanzt, freitags im Salsa Libre Clublokal und sonntags bei der Sensual Night im Galloway. Organisiert von Salsa Libre Tirol, dem mit knapp 1000 Mitgliedern größten Salsaverein Österreichs und dem einzigen mit einem eigenen Clublokal. Vizeobmann ist der Tanzlehrer Benno Hofer, Eigentümer der Schule Latin Dance Center (www.latindancecenter.at).

Er führt den enormen Salsa-Hype der vergangenen Jahre vor allem darauf zurück, dass „praktisch jede Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern über eine Salsa-Szene verfügt und man diesem Hobby immer nachgehen kann, auch bei Geschäftsreisen und im Urlaub. Das höre ich ständig von meinen Schülern.“ Hofer war der erste in Tirol, der um die Jahrtausendwende herum erste Salsakurse anbot, aus denen schließlich der Verein hervorging, den er zusammen mit acht weiteren Bekannten gründete und der neben den regelmäßigen Veranstaltungen immer wieder spezielle Salsaabende mit Stargästen aus dem Ausland veranstaltet.


Individualität.
Das „Lebensgefühl Salsa“, wie Hofer es nennt, besteht für ihn in erster Linie aus der Individualität dieses Tanzes. „Salsa ist eine subjektive Angelegenheit mit vielen Stilrichtungen, Techniken und Präsentationsmöglichkeiten“, sagt der gelernte Zuckerbäcker. „Man kann Salsa nicht bewerten oder benoten, daher gibt es auch weltweit nicht viele seriöse Salsa-Wettbewerbe.“ Es gebe zwar vereinzelt Turniere, „aber die meisten leidenschaftlichen Salsatänzer nehmen an so einem Turnier nicht teil. Sie wollen einfach die wichtigsten drei, vier Schritte lernen, um dann zu improvisieren und nach eigenem Tempo zu tanzen.“ Das unterscheide Salsa vom klassischen Gesellschaftstanz, bei dem es mehrere Leistungsstufen und reglementierte Turniere gebe.


Bachata und Kizomba.
Beim Salsatanzen treffe man zwar alle Altersgruppen an, aber die meisten seiner Schüler seien 30 und älter. Auch von den rund 35.000 Studenten in Innsbruck würde er immer mehr in seinen Kursen antreffen. „Sie gehen auch auf unsere Partys“, sagt Hofer und verweist auf den aktuellen Trend nach den Tänzen Bachata Sensual (dem „Schleicher der Karibik“) und Kizomba aus Angola. „Den Salsa-Hype gibt es ja schon einige Jahre, aber Bachata Sensual und Kizomba sind ganz neue Phänomene, die extrem beliebt sind.“

Mit Bachata lasse sich derzeit jede leere Tanzfläche füllen – zumeist im Übrigen mit Singles. „Viele unserer Gäste sind Singles, die jemanden kennenlernen wollen – obwohl im Vordergrund natürlich der Tanz steht“, erzählt Hofer. Die Salsa-Szene könne man aber durchaus als eine kleine Singlebörse bezeichnen. „Auch, weil man weiß, auf welche Menschen man beim Salsa trifft. Elitäre Haltungen gibt es hier nicht, Fremdenfeindlichkeit sowieso nicht, nicht einmal ansatzweise. Und zumeist auch keine Fußballfans.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2018)

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