Rekordregenmengen überfluteten die kleine Ortschaft Kirchau. Auf Lokalaugenschein im „Katastrophenschutzgebiet“ im Bezirk Neunkirchen.
„Es ist eine einzige Katastrophe“, klagt die Wirtin des einzigen Gasthauses in Kirchau, einem Ortsteil der Marktgemeinde Warth im niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen südlich von Wien, das am Dienstag besonders heftig vom Unwetter getroffen wurde. „Alles ist hin.“ Sie deutet auf die Sessel und Tische der Gaststube, die ein junger Bursch mit einem Hochdruckreiniger zu säubern versucht. Im ehemaligen Gastgarten stampfen am frühen Mittwochnachmittag einige Männer mit Schaufeln und kniehohen Gummistiefeln durch den Dreck und versuchen diesen wegzubekommen. Bis zu den Fensterbänken sei das Wasser gestanden, inzwischen ist es weitestgehend wieder zurückgegangen.
Direkt gegenüber des Gasthauses steht die Kirche des 350-Seelendorfes. Auch dort ist das Wasser eingedrungen und einige Zentimeter hoch gestanden. Die Böden des Gotteshauses sind inzwischen wieder gereinigt, die Fußbodenteppiche hängen vor der Kirche zum Trocknen. „Gut dass die Kirche halbwegs verschont geblieben ist“, sagt eine ältere Frau, die die Helfer mit Trinkwasser versorgt.
79 Liter Niederschlag in einer Stunde
Am Dienstag wurde die Region im Bezirk Neunkirchen nach heftigen Unwettern zum „Katastrophenschutzgebiet“ erklärt. Kirchau war besonders betroffen. „Innerhalb einer Stunde haben wir 79 Liter Niederschlag (pro Quadratmeter, Anm.) gemessen“, erzählt ein Helfer der Freiwilligen Feuerwehr ungläubig. „Ich bin jetzt schon lange dabei, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Innerhalb weniger Minuten hat sich dann der Haßbach zu einem reißenden Fluss verwandelt und alles mitgerissen, was sich ihm in den Weg stellte, berichtet ein freiwilliger Helfer.
Auch der gesamte Gemeindeplatz bis vor das Gemeindeamt in Warth war überzogen mit Schlamm. Inzwischen ist der Platz fast wieder leer geräumt. „Es ist schön zu sehen, wie die Leute zusammenhelfen“, sagt die Bürgermeisterin von Warth, Michaela Walla mit Blick auf einige freiwillige Helfer vor dem Amtshaus. „Aber natürlich ist das eine Katastrophe.“ Sie fordert seit Jahren einen Verbau des Haßbachs. „Es wird Zeit, dass endlich etwas passiert.“
Bundesheer im Einsatz
Insgesamt sind am Mittwochvormittag 230 Feuerwehrleute aus der Umgebung im Einsatz, bestätigt Martin Hallbauer von der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen. Sie werden unterstützt von Einsatzkräften der Polizei und der Straßenmeisterei. Nach den heftigen Unwettern hat die Bezirkshauptmannschaft auch die Hilfe des Bundesheeres angefordert. Noch am Mittwoch wird ein Vorauskommando des Bundesheeres erwartet. Eine Brücke wurde von den Wassermassen zerstört. Drei weitere sollen die Pioniere des Heeres überprüfen.
Über dem Ort hängen erneut dunkle Wolken. Beim Blick in den Himmel verfinstern sich auch die Mienen der Helfer. „Hoffentlich nicht schon wieder.“