Nicht nur die Geschichte spricht gegen eine Titelverteidigung Deutschlands: Die Konkurrenz scheint enteilt, zudem spaltet eine Polit-Debatte die Fußballnation.
Moskau/Wien. Steht ein Fußball-Großereignis wie die heute beginnende WM in Russland vor dem Anpfiff, dann werden Statistiken besonders gern bemüht. Ein Blick in die Geschichtsbücher belegt, dass es der amtierende Weltmeister vier Jahre später bei der Mission Titelverteidigung traditionell schwer hat. Letztmals gelang Brasilien 1962 in Chile dieser Coup. Oftmals hagelte es hingegen Enttäuschungen, so auch zuletzt für Italien 2010 und Spanien 2014 – beide Teams scheiterten bereits in der Vorrunde. Deutschland steht in den kommenden viereinhalb Wochen vor einer Herkulesaufgabe, nicht bloß rein statistisch.
Vor allem zwei Momente sind vom Auftritt der Deutschen bei der WM 2014 in Brasilien in Erinnerungen geblieben: Der entscheidende Finaltreffer des eingewechselten Mario Götze, auf dessen Nominierung Teamchef Joachim Löw diesmal verzichtete, sowie das historische 7:1 gegen den heillos überforderten Gastgeber. Das deutsche Beinahe-Aus gegen Algerien im Achtelfinale (2:1 nach Verlängerung) wurde nach dem WM-Erfolg freilich nicht mehr ausführlich diskutiert. Dabei hatte einzig Manuel Neuer das Team an diesem Abend überhaupt noch im WM-Rennen gehalten.