Milliardendeal um Tiroler Jenbacher

General Electric verkauft seine Österreich-Tochter.
General Electric verkauft seine Österreich-Tochter.(c) REUTERS (Arnd Wiegmann)
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General Electric verkauft seine Österreich-Tochter an den Finanzinvestor Advent.

Wien. Dass der US-Mischkonzern General Electric seine in Tirol beheimatete Tochter Jenbacher verkaufen könnte, wurde erstmals im Februar ruchbar. Damals wurde bekannt, dass die amerikanische Bank Citigroup mit der Vorbereitung eines Verkaufsprozesses beauftragt worden ist. Nun ist der Milliardendeal abgeschlossen. Wie Advent am Montagnachmittag bekannt gab, hat der Finanzinvestor eine verbindliche Vereinbarung zum Kauf des „Distributed Power-Geschäfts“ für 3,25 Mrd. Dollar (2,8 Mrd. Euro) mit GE getroffen. Neben der amerikanischen Waukesha ist darin auch die heimische Jenbacher enthalten.

Jenbacher produziert Gasmotoren und Blockheizkraftwerke. Das ehemals an der Wiener Börse notierte Unternehmen wurde von den Amerikanern im Jahr 2003 für knapp 200 Mio. Euro übernommen. Für das Unternehmen arbeiten am Standort in Tirol rund 1600, weltweit in Summe 1700 Menschen. Die Umsätze lagen laut Betriebsrat zuletzt konstant zwischen 1,5 und zwei Mrd. Euro.

Druck auf GE-Chef Flannery

Grund für den Verkauf ist der zunehmende Druck der Aktionäre auf GE-Chef John Flannery. Die Investoren bekritteln zu geringe Renditen bei dem stark zersplitterten Mischkonzern. Die General Electric-Aktie hat seit dem Sommer des Vorjahres mehr als 50 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Zuletzt ist das Gründungsmitglied des Wall-Street-Leitindex Dow Jones auch nach mehr als einem Jahrhundert aus diesem herausgeflogen.
Flannery hat daher bereits im November des Vorjahres angekündigt, dass sich das Unternehmen von Aktivitäten im Volumen von insgesamt mindestens 20 Mrd. Dollar trennen werde. Seine Zugsparte im Volumen von 11,1 Mrd. Dollar hat der Konzern erst Ende Mai mit der ebenfalls amerikanischen Wabtec fusioniert.

Die Wurzeln von Jenbacher gehen bereits auf das 15. Jahrhundert zurück, als die Fugger in dem Tiroler Ort eine Eisenhütte errichteten. Die heutige GE Jenbacher ging wiederum aus den ehemaligen Jenbacher Werken hervor, die Dieselmotoren und Lokomotiven produzierten.

Die Produktpalette umfasst hoch effiziente, treibstoffflexible Industrie-Gasmotoren, die mit einer Leistung von je 100 kW bis zehn MW Strom und Leistung für zahlreiche Branchen weltweit erzeugen. Über 15.500 Gasmotoren von GE Jenbacher sind laut Angaben des Unternehmens in mehr als 100 Ländern in Betrieb. (ag./jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2018)

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