Sieben Jahre Krieg – Apple und Samsung schließen Frieden

Das Samsung Galaxy Note 7 ist kaum noch mit einem iPhone zu verwechseln. Auch die Asiaten wollen sich unterscheiden.
Das Samsung Galaxy Note 7 ist kaum noch mit einem iPhone zu verwechseln. Auch die Asiaten wollen sich unterscheiden.(c) REUTERS (Luke MacGregor)
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Der größte Patentstreit der jüngeren Technologiegeschichte ist vorbei, Apple und Samsung sind wieder „Freunde“. Warum eigentlich?

Wien. Der Patentkrieg ist vorüber. In der Nacht auf Donnerstag streckten der kalifornische iPhone-Bauer Apple und sein asiatischer Rivale Samsung im letzten Scharmützel um Patentverletzungen die Waffen. Nach sieben Jahren mit gut 50 Klagen und Gegenklagen auf vier Kontinenten sind die beiden Kontrahenten sichtlich müde geworden. Alle übrigen Verfahren waren längst beendet, nun ist auch in der allerersten Patentklage gegen Samsung endlich Ruhe.

Damit geht ein wenig ruhmreiches Kapitel der Technologiebranche zu Ende, das unter dem Namen „Smartphone-Wars“ für Schlagzeilen sorgte. Auf dem Höhepunkt des branchenweiten Disputs liefen Smartphone-Hersteller Gefahr, mit jedem neuen Gerät eine Viertelmillion Patente zu verletzen. Auslöser war ein Streit zwischen Apple und Samsung. Im Kern warf der US-Konzern Samsung vor, beim Bau seiner Galaxy-Serie das Design der iPhones und iPads kopiert zu haben. Samsung konterte, dass Apple selbst Patente verletze.

Seither beschäftigten sich Gerichte weltweit mit der Frage, ob Apple runde Ecken und spezielle Fingerbewegungen wirklich schützen lassen kann. Sie verhängten Verkaufsstopps für Samsung-Geräte und sprachen dem US-Konzern Hunderte Millionen Dollar zu. Dieser wiederum gab nicht wenig Geld dafür aus, sich selbst mit Patenten einzudecken. Die Gemüter beruhigte all das nicht. Steve Jobs drohte 2012, die „thermonukleare Option“ gegen die Android-Herausforderer des iPhones zu ziehen. Samsung-Anwälte wiederum nannten den iPhone-Produzenten einen „Jihadisten“. Erst im Mai verurteilte ein US-Gericht die Südkoreaner dazu, 539 Mio. Dollar (465 Mio. Euro) wegen Design-Diebstahls zu überweisen.

Außer Spesen nichts gewesen?

Warum also kommt diese Einigung gerade jetzt? Zumal nicht klar ist, ob Samsung Apple etwas nachzahlen muss oder nicht. Apple sagte zwar stets, dass Geld bei der Klage Nebensache sei. Doch letztlich könnte es doch das Hauptargument dafür gewesen sein, den Streit lieber zu beenden.

Denn die Konzerne haben im jahrelangen Rechtsstreit Hunderte Millionen Dollar für Anwaltskosten und Litigation-PR ausgegeben. Geld, das beide auch anderweitig gut gebrauchen könnten. Gerade Apple hätte gute Gründe, seine Juristen nicht länger einen für die Techbranche uralten Streit ausfechten zu lassen. Schließlich stehen die Kalifornier aktuell in einem Multimilliarden-Dollar-schweren Patentstreit mit dem Chip-Hersteller Qualcomm.

Es ist auch fraglich, ob sich die Siege, die Apple gegen Samsung einfahren konnte, wirklich gelohnt haben. Denn wann immer ein Gericht den Verkauf eines Samsung-Geräts verboten hat, war wenig später das Nachfolgemodell auf dem Markt. Auch das Image als Innovationstreiber litt wohl unter der ständigen Debatte, wer eigentlich von wem abgekupfert hat.

Das wichtigste Argument aber: Die Technologiewelt ist heute eine ganz andere als zu Beginn der Querelen. Apple bietet heute Geräte an, die kaum teurer sind als jene von Samsung. Die Südkoreaner wiederum wollen sich sichtlich von Apple differenzieren, setzen auf gebogene Displays und Iris-Scanner, die Apple ablehnt. Und auch auf dem Markt ist die Macht der beiden Kontrahenten bei Weitem nicht mehr so groß, wie sie vor sieben Jahren war. Zu Beginn des Prozessreigens war Samsung mit 30 Prozent Marktanteil der klare Führer vor Apple mit 19 Prozent. Heute halten sie laut Zahlen von IDC bei 23 beziehungsweise 16 Prozent. Chinesische Hersteller wie Huawai und Oppo kommen dem Duo immer näher. Darüber hinaus stagniert der Smartphone-Markt mittlerweile seit einiger Zeit. Viel Zukunftsmusik spielt hier nicht mehr.

Wirklich gute Freunde werden Apple und Samsung aber trotz des Waffenstillstands wohl nicht werden. Egal, ob bei selbstfahrenden Autos, smarten Lautsprechern oder Künstlicher Intelligenz, die Konzerne werden einander in den nächsten Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder in die Quere kommen. Man wird sehen, ob ihnen dann mehr einfällt, als die Anwälte aufeinanderzuhetzen.

AUF EINEN BLICK

Die „ Smartphone-Wars“ sind vorüber. Sieben Jahre lang bekämpften Apple und Samsung einander vor Gericht wegen vermeintlicher Patentverletzungen. Nun konnte auch das letzte ausständige Verfahren außergerichtlich beigelegt werden. Für die beiden Kontrahenten wurde der Patentkrieg zuletzt zu einer millionenschweren Belastung ohne Aussicht auf große Erfolge.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2018)

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