Mit allen erdenklichen Tricks hat Tesla das Ziel geschafft, 5000 Model 3 pro Woche herzustellen. Die Börse jubelt - kurz.
Wien. Seit gut einem Jahr ist das Image von Tesla-Chef Elon Musk ordentlich angekratzt. Der Grund? Musk musste in regelmäßigen Abständen erklären, dass sein Unternehmen das Ziel, 5000 Stück des mit einem Grundpreis von 35.000 Dollar als Einsteiger-Tesla gedachten Model 3, nach hinten verschieben muss.
Hieß es beim Produktionsbeginn im Juli 2017 noch, dass diese Zahl bereits im Dezember dieses Jahres erreicht werde, musste der Termin zuerst auf das Frühjahr und dann auf den Frühsommer verschoben werden. Das letzte Datum, das Musk gegenüber Investoren genannt hatte, war das Ende des zweiten Quartals, also das vergangene Wochenende. Und dieses Datum wollte er nun auch unbedingt einhalten.
Daher griff Musk auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen. So ließ er auf dem Werksgelände ein Zelt aufstellen, in dem eine zusätzliche Fertigungsstraße untergebracht wurde. Die notwendigen Maschinen wurden per Flugzeug aus Deutschland eingeflogen.
Die Mühe brachte schlussendlich Erfolg. Am Sonntagabend gab der Tesla-Chef wie üblich via Twitter bekannt, dass das Ziel von 5000 Model 3 erreicht wurde: „7000 Autos, sieben Tage, Tesla Team“. Inklusive der teureren Modelle X und S produzierte Tesla in der Vorwoche nämlich 7000 Elektroautos. „Ich glaube, wir sind nun ein echter Autohersteller“, so Musk.
Mehr wert als Ford und GM
An der Börse wurde die Nachricht anfangs mit Jubel aufgenommen. Zeitweise lag die Aktie um mehr als sechs Prozent im Plus. Allerdings drehte sich die Stimmung im Laufe des Tages, weshalb es wieder ein Minus gab.
Dennoch ist die Tesla-Aktie nach einer längeren Schwächephase in den ersten Monaten des Jahres 2018 nun wieder ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Im Tesla-Kurs ist somit auch immer noch sehr viel Hoffnung enthalten. Schließlich ist der Elektroautopionier mit einem Börsenwert von rund 57 Mrd. Dollar (49 Mrd. Euro) nach wie vor mehr wert als die wesentlich größeren US-Konkurrenten Ford und GM.
Autoanalysten zeigten sich zudem weiter skeptisch. Tesla müsse erst beweisen, dass das Produktionsniveau dauerhaft gehalten werden könne und dabei auch die Qualität passe, so der Tenor. Von der Konkurrenz gab es sowieso Häme. So twitterte Fords Europa-Chef, Steven Armstrong, mit Anspielung auf Musks Tweet: „7000 Autos, circa vier Stunden, Ford Team“. (ag./jaz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2018)