Dieser Extremkünstler geht in Ritterrüstung durch die Bretagne

30 Kilogramm schwer ist diese Kopie einer mittelalterlichen Rüstung. Der 46-jährige Poincheval durchmisst darin 170 km im Westen der Bretagne.
30 Kilogramm schwer ist diese Kopie einer mittelalterlichen Rüstung. Der 46-jährige Poincheval durchmisst darin 170 km im Westen der Bretagne.APA/AFP/FRED TANNEAU
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Er schloss sich in einem ausgestopften Bären und einer Flaschenpost ein, nun ist Poincheval als Don Quijote unterwegs. „Die Presse“ erreichte ihn auf seiner Tour.

Den Kaffee müsste er mit Strohhalm trinken. Und telefonieren ginge gar nicht. Auch deswegen hat Poincheval im Café den Helm abgenommen, die Armteile auch. Mehr aber nicht: Die ganze Rüstung ab- und anzulegen dauert fast eine halbe Stunde. Der Gang auf die Toilette ist auch so möglich. Das haben die mittelalterlichen Rüstungsmacher bravourös gelöst.

Es ist der dritte Tag der rund zwei Wochen dauernden, 170 Kilometer langen Wanderung, die den originellsten französischen Extremkünstler vom Dorf Lanrivain im Westen der Bretagne bis zur Hafenstadt Brest im äußersten westlichen Zipfel Frankreichs bringen wird. Finistère heißt diese Region – „Ende der Welt“. Er wolle das Bild eines fahrenden Ritters schaffen, erzählt Abraham Poincheval in seiner Mittagspause der „Presse“. Eines „Don Quijote, der bis zum Äußersten gegangen ist und trotzdem noch weitergeht.“

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TOPSHOT-FRANCE-ART-PERFORMANCEAPA/AFP/FRED TANNEAU

Bis zum Äußersten geht auch der 46-jährige Poincheval gern. In den vergangenen Jahren ließ er sich für 13 Tage ins Innere eines ausgestopften Bären einschließen und für acht Tage in einen zwölf Tonnen schweren Felsblock. Er trieb bei größter Hitze in einer Glasflasche die Rhône hinunter und brütete im Pariser Palais de Tokyo Hühnereier aus. Im Frühjahr dieses Jahres schließlich ließ er sich in einer Statue aus Lärchenholz einschließen, sie war einer altsteinzeitlichen Mensch-Löwe-Statue nachgebildet. „Ich habe den Drang, in die Dinge hineinzugehen, sie zu bewohnen“, bekennt er. „Das hat auch etwas Animistisches.“ Und alte Mythen bewegen ihn – „wie sie noch in uns leben, wie man sie wiederbelebt. Diesmal bewohne ich eine Figur – und das macht ja auch Don Quijote selbst. Er bewohnt die Figur des Ritters.“

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