Laos: Wassermassen überfluten Dörfer

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Ein Damm zerbricht und lässt ganze fünf Milliarden Kubikmeter Wasser in die Umgebung los. Hunderte Bewohner werden vermisst, viele Tote befürchtet.

Vientiane. Von den Bäumen sind nur die Wipfel zu sehen, und von den Häusern nur mehr die Dächer. Auf manche Giebel haben sich Familien und Nachbarn gerettet und warten auf Hilfe. Auch auf den Baumkronen halten sich einige fest. Unter ihnen: schlammfarbenes Wasser, so weit das Auge reicht. Von einer Stelle ragt noch die goldene Spitze eines Tempels hervor, auf dem Dach daneben harren ein paar Mönche in ihrer orangen Kleidung aus.

Im südlichen Laos, im Bezirk Sanamxay nahe an der kambodschanischen Grenze, zerbrach am Montagabend Ortszeit ein Damm und ließ fünf Milliarden Kubikmeter Wasser auf die umliegende Gegend los. Die Flut vergrub sechs Dörfer unter sich. Die Rettungskräfte gingen am Dienstag davon aus, dass zahlreiche Menschen die plötzlichen Wassermassen nicht überlebt haben. Hunderte gelten als vermisst. Mehr als 6000 Menschen sollen ihr Zuhause verloren haben. Die meisten Informationen über den Dammbruch stammen von der staatlichen Nachrichtenagentur, die jedoch kaum Details nennt.

„Energiezelle Südostasiens“

Während die Helfer versuchen, mit Rettungsbooten zumindest zu jenen Bewohnern zu gelangen, die sich auf die Dächer retten konnten, blieb das Wetter weiter trüb. Momentan ist Regenzeit. Auf die starken Regenfälle führte die Baugesellschaft den Dammbruch auch zurück. Der Staudamm, der noch nicht fertiggestellt war, sollte einem neuen Wasserkraftwerk dienen, den ein Konsortium aus Laos, Thailand und Korea bauen lässt. Das Bauvorhaben wird seit 2013 realisiert und umfasst ein Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro.
Nach Fertigstellung im kommenden Jahr sollte das Kraftwerk 410 Megawatt Strom produzieren. Der Großteil sollte an Thailand weiterverkauft werden.

Das arme, kommunistische Laos lässt derzeit mehrere Wasserkraftwerke bauen und will zur „Energiezelle Südostasiens“ aufsteigen. Umweltschutzorganisationen haben öfters davor gewarnt, dass mit der regen Bautätigkeit erstens viele Menschen ihren Wohnort verlassen müssten, und zweitens Flora und Fauna empfindlich getroffen werde, insbesondere rund um den mächtigen Mekong-Strom.

Indessen stieg der Wasserspiegel seit dem Dammbruch kontinuierlich an. Ob das isolierte Land die Kapazitäten und Mittel für eine groß angelegte Rettungsaktion hat, war am Dienstag nicht ganz klar. Es müssen dringend Trinkwasser und Medizin in die Region gebracht werden. Ministerpräsident Thongloun Sisoulith hat angekündigt, so bald als möglich in die betroffene Gegend fahren zu wollen. Er wies die Armee an, Katastrophenhilfe zu leisen. An der Rettungsaktion will sich die Baufirma des Kraftwerks beteiligen. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2018)

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