Wortmeldungen des deutschen Außenministers hätten mit der sozialdemokratischen Vorstellung von Integration "absolut nichts tun".
Der Rücktritt von Mesut Özil aus dem deutschen Nationalteam setzt auch der deutschen Sozialdemokratie zu. Der ehemalige SPD-Parteichef und Bundeskanzler Gerhard Schröder hat den aktuellen Außenminister Heiko Maas (ebenfalls SPD) im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" hart kritisiert. Maas hätte sich in der Debatte um den deutschen Fußballer mit türkischen Wurzeln anders einbringen müssen - wie der Außenminister das getan habe, sei "schlicht und einfach unerträglich", so Schröder.
Maas (SPD) hatte am Montag etwa gemeint, "dass der Fall eines in England lebenden und arbeitenden Multimillionärs Auskunft gibt über Integrationsfähigkeit in Deutschland". Das rief viele Kritiker auf den Plan, nun auch Schröder. Die "dumpfen Kommentare" des Außenminister hätten auch mit sozialdemokratischen Vorstellungen von Integration "absolut nichts zu tun", wird Schröder in der Zeitung zitiert. Maas hätte mit seiner Aussage Özil vorgeworfen, dass er viel Geld verdiene und nicht in Deutschland lebe. Das habe nichts mit den sozialdemokratischen Vorstellungen von Integration "absolut nichts zu tun".
Maas' Appell gegen Fremdenfeindlichkeit
Der Außenminister hatte später aber auch zu einem entschlossenes Eintreten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aufgefordert: "Unabhängig vom Fall Özil ist völlig klar: Wir müssen uns jeder Form von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sehr entschlossen entgegenstellen", sagte Maas den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). "Es bleibt eine Aufgabe für uns alle, einzustehen für die Werte, die unser Land ausmachen: Toleranz, Vielfalt und Freiheit."
Nach 92 Spielen im deutschen Nationaltrikot hatte Özil am Sonntagabend über Twitter seinen Rücktritt erklärt. Er begründete dies auch mit Rassismus innerhalb des Deutschen Fußball-Bunds (DFB). Zugleich warf er DFB-Präsident Reinhard Grindel vor, dieser wolle ihn zum "Sündenbock" für das schlechte Abschneiden bei der WM machen. Özil war vor dem WM durch ein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in die Kritik geraten.
>> Der Artikel in der "Süddeutschen Zeitung"
(Red.)