Strom wird empfindlich teurer

Strom wird spätestens ab Herbst erheblich teurer.
Strom wird spätestens ab Herbst erheblich teurer.HELMUT FOHRINGER/APA
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Der Stromkonzern Verbund verdient bestens an höheren Preisen. Endkunden müssen für die Trendwende auf dem Strommarkt aber spätestens ab Herbst tiefer in die Tasche greifen.

Wien. Des einen Freud, des anderen Leid. Die höheren Großhandelspreise für Strom haben dem heimischen Energieversorger Verbund eine glänzende Halbjahresbilanz beschert (siehe Artikel unten). Die Aktie des teilstaatlichen Konzerns ist nicht erst seit Jahresbeginn auf Höhenflug, die Gewinnprognose wurde gerade eben nach oben revidiert und auch die Aktionäre können sich auf eine höhere Dividende einstellen. Auf der „Verliererseite“ stehen die Stromkunden. Auf sie kommen in den nächsten Monaten zum Teil empfindliche Preiserhöhungen zu.

Nach sechs Jahren im Sinkflug könnte der Großhandelspreis im kommenden Jahr von derzeit gut 30 auf 39 Euro je Megawattstunde steigen, erwartet das Unternehmen. „Es ist ganz normal, dass sich das auch auf den Endkunden auswirkt“, sagt Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber und stellt Preiserhöhungen in den Raum. Die heimische Konkurrenz ist ihm zum Teil schon einen Schritt voraus. Seit Juni zahlen etwa die Kunden der Salzburg AG deutlich mehr für ihre Energie. Mit 1. Oktober ziehen auch Wien Energie, EVN und Energie Burgenland nach. Strom wird im Schnitt um sieben, Gas um drei Prozent teurer.

Wer zahlt höhere Netzkosten?

Die Begründung ist stets dieselbe: steigende Preise auf internationalen Märkten und die Trennung der gemeinsamen Preiszone mit Deutschland. Tatsächlich haben die internationalen Strompreise in den vergangenen Monaten kräftig zugelegt. Das liegt nicht daran, dass die Österreicher mehr Energie brauchen als noch im Vorjahr, sondern einerseits am Energiehunger der Chinesen, der den Kohlepreis nach oben treibt, und andererseits an den höheren Kosten für CO2. Der Preis für die Emission von einer Tonne Kohlendioxid in Europa verdreifachte sich zuletzt auf über 15 Euro, was die thermische Stromerzeugung teurer macht.

Ab Oktober ist zudem die gemeinsame Strompreiszone zwischen Österreich und Deutschland Geschichte. Importe und Exporte werden limitiert, es wird also nicht mehr unbegrenzt billiger Strom aus der Bundesrepublik auf den heimischen Markt fließen. Auch das kostet. Während die E-Control mit rund sieben Prozent höheren Preisen ab Herbst rechnet, hält die Energieagentur den Einfluss auf die Haushaltskunden jedoch für überschätzt. Am wenigsten dürften es demnach die Wiener Stromkunden mit einem durchschnittlichen Plus von 5,3 bis 16 Euro im Jahr spüren. Am teuersten wird es in Vorarlberg mit bis zu 28,1 Euro Preisanstieg.

In einem Punkt sind die Experten einig: Teurer wird es so oder so. Der Markt ist dafür nicht allein verantwortlich. Der reine Energiepreis macht nur ein Drittel der Stromrechnung aus. Der Rest entfällt auf Netzkosten und Steuern. Allein der Verbund will über seine Netztochter APG zwei Milliarden Euro in den Ausbau der Netze investieren. Auch diese Kosten werden letztlich die Verbraucher tragen. Wen es genau treffen wird, hängt von der neuen Tarifstruktur der Stromnetze ab. Im Herbst will die E-Control ihren Vorschlag für eine „fairere Verteilung“ der Kosten präsentieren. Eines scheint schon jetzt klar: Wer in kurzer Zeit viel Strom verbraucht (etwa Besitzer von Saunen, Whirlpools oder Schnellladern für E-Autos), wird deutlich mehr bezahlen müssen. Kleinverbraucher sollen günstiger davonkommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2018)

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