Syrische Kurden statten Regierung in Damaskus Besuch ab

Die Kurden wollen mit Syriens Präsident Assad auf lange Sicht gesehen eine friedliche Lösung anstreben.
Die Kurden wollen mit Syriens Präsident Assad auf lange Sicht gesehen eine friedliche Lösung anstreben.APA/AFP/LOUAI BESHARA
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Es ist ein erstes Vorfühlen der Kurden bei Assad, wie es nach Kriegsende um ihre Autonomie in Syrien stehen könnte. Für die türkischen Nachbarn ein heikler Punkt.

Erstmals seit Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien sind Spitzenvertreter der Kurden eigenen Angaben zufolge nach Damaskus gereist, um Gespräche mit der dortigen Regierung zu führen. "Eine Delegation des Demokratischen Rates Syriens (SDC; Anm.) stattet auf Einladung der Regierung Damaskus einen ersten offiziellen Besuch ab", erklärte der Co-Vorsitzende Riad Darar am Freitag.

Darar betonte, die Gespräche markierten nicht den Beginn von Verhandlungen, könnten aber eine Grundlage dafür sein. Es sei an der Zeit, "dass wir unsere Probleme selbst lösen". Den von den Vereinten Nationen vermittelten Friedensbemühungen in Genf, von denen die Kurden aus Rücksicht auf das Nato-Mitglied Türkei wiederholt ausgeschlossen wurden, räumte Darar keine Erfolgschancen ein: "Die Tür in Genf wird zufallen."

Die von SDC-Chef Ilham Ahmed angeführte Delegation traf nach Angaben Darars am Mittwoch in Damaskus ein. Ihr gehören auch Angehörige der US-unterstützten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) an, einer Militärallianz unter Führung der Kurdenmiliz YPG. Wie lange die Delegation bleiben werde, sei ebenso wenig klar wie der Ausgang der Gespräche und durch wen die syrische Seite vertreten werde.

Autonomie als Ziel

Die syrischen Kurden kontrollieren etwa ein Viertel des Landes. Das Gebiet umfasst weite Teile im Norden und Osten. Die in Syrien über Jahre hinweg systematisch verfolgten Kurden haben erklärt, keine Unabhängigkeit anzustreben, aber eine Vereinbarung, die ihnen ihre faktische Autonomie auch formell zusichert.

In dem seit mehr als sieben Jahren anhaltenden Bürgerkrieg gewinnen die Truppen von Präsident Bashar al-Assad zunehmend die Oberhand. Das haben sie vor allem der Unterstützung Russlands zu verdanken. Russische Medien meldeten am Donnerstag, Assad wolle als nächstes die nordwestliche Provinz Idlib wieder unter Kontrolle der Regierung bringen.

Für die Rolle der USA im Syrien-Konflikt könnten die Gespräche zwischen den Kurden und der Führung in Damaskus neue Fragen aufwerfen. Assad hat die Amerikaner als Besatzer bezeichnet. Im Mai hatte er sich erstmals zu Gesprächen mit dem SDF bereiterklärt. Er schloss aber auch nicht den Einsatz von Gewalt aus und sagte, die USA würden Syrien auf die ein oder andere Weise verlassen. Die von den USA militärisch unterstützen syrischen Kurden wiederum sind beunruhigt durch widersprüchliche Aussagen der USA zu ihren Syrien-Plänen seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump.

(APA/Reuters)

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