Singen – dem Sauerstoffgerät zum Trotz

Seit dem Jahr 2015 sind Martina und Michael Janoschek musikalisch aktiv.
Seit dem Jahr 2015 sind Martina und Michael Janoschek musikalisch aktiv.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Etwa 400.000 Österreicher haben eine „Raucherlunge“,die meisten wissen es nicht. COPD ist die vierthäufigste Todesursache weltweit. Sie beginnt mit Husten, Auswurf und Atemnot, da in der Lunge kaum Platz für frische Luft ist – ausgerechnet Singen soll helfen.

Herbert Koch atmet schwer. Aus seiner Nase führt ein heller Schlauch, der in einen pfeifenden Rollkasten mündet. „Der Sauerstoffkonzentrator begleitet mich seit Monaten“, sagt der 68-Jährige, der Zeit seines beruflichen Lebens starker Raucher war. Hustenanfälle, ein Kratzen im Hals und das Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen, waren schon früh ständige Begleiter. Vor zehn Jahren – nach einer Wanderung, die ihn aufgrund starker Atemnot ins Spital anstatt auf den Berggipfel führte – hatte der Tiroler den Befund schwarz auf weiß: COPD, Stadium 3. Mittlerweile hat seine chronisch obstruktive Lungenerkrankung die vierte – aus medizinischer Sicht letzte – Stufe erreicht. „Treppensteigen tu' ich nicht mehr, reden wenig, singen oft“, fasst der Pensionist seinen Alltag zusammen. „Da atmet es sich leichter.“

Was wie Ironie klingt, ist Ernst: Seit 2009 wirbt das Netzwerk Singende Krankenhäuser für „Heilsames Singen“ in Spitälern. Langsam fruchten die Bemühungen – oft in Kombination mit COPD. Etwa 400.000 Österreicher haben eine „Raucherlunge“, wie der Volksmund die Krankheit nennt. Die meisten von ihnen wissen davon nichts oder nehmen die Signale des Körpers nicht ernst. „Die Erkrankung beginnt schleichend, hie und da ein Husten, ein verschleimter Rachen, ein wenig Kurzatmigkeit beim Sport“, schildert Stefan Kaltenegger vom OptimaMed-Rehabilitationszentrum Raxblick. „Bei häufigerem Auftreten werden die Symptome dann als Raucherhusten abgetan, obwohl sich dahinter eine tödliche Krankheit verbergen kann.“

Die Luft steckt fest. Tatsächlich sind die verursachten Schädigungen der Lunge irreversibel. „Man unterscheidet zwei Seiten der COPD: die chronisch-obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem“, sagt Pneumologe Kaltenegger. „Generell gilt: Das Ausatmen ist das Problem.“ Bei ersterer Variante werden die Schleimhäute der Bronchien durch chronische Entzündungen zerstört und die darunter liegenden Bronchienwände erschlaffen, sodass beim Ausatmen einzelne Bronchien kollabieren können.

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