Die Wettbewerbsbehörde hat zwei Kartelle in Österreich aufgedeckt.
Wien (hie). Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat in der heimischen Speditionsbranche Kartellabsprachen aufgedeckt und ermittelt nun gegen über 40 Speditionsunternehmen. Wie die Behörde per Aussendung mitteilte, betreffen die mutmaßlichen Absprachen den speditionellen Transport von Stückgut in den Jahren 1994 bis 2007. Dabei handelt es sich um Güter, die im Schnitt eineinhalb Tonnen wiegen. Geschädigte sind laut BWB Kunden aus Gewerbe und Industrie und „am Ende des Tages die Konsumenten“, so BWB-Sprecher Stefan Keznickl.
Die Behörde hat ein Bußgeld beantragt, über dessen Höhe das Kartellgericht entscheiden müsse. Aufgedeckt wurden die Kartelle mit Hilfe eines Kronzeugen, gegen den kein Bußgeld beantragt wurde. Laut APA könnte es sich dabei um einen Mitarbeiter des Großspediteurs Schenker handeln, eine Tochter der Deutschen Bahn. „Solche Absprachen fügen den Verbrauchern enorme Schäden zu. Einmal mehr hat sich die Kronzeugenregelung bewährt“, so Theodor Thanner, BWB-Generaldirektor für Wettbewerb.
ÖBB sollen beteiligt sein
Die Firmen hätten ihre mutmaßlichen Absprachen in einem eigenen Gremium, der „Speditions-Sammelladungs-Konferenz“ (SSK), organisiert. Das Gremium ist im Zentralverband für Spedition angesiedelt. Die Beteiligten hätten Kunden und Preise abgesprochen. Der Zentralverband für Spedition und Logistik wollte dazu am Donnerstag keine Stellungnahme abgeben.
Gegen welche Firmen ermittelt wird, gab die BWB nicht bekannt. Laut eines Berichts des Nachrichtenmagazins „Format“ stehen auch die ÖBB im Visier der Behörden. Die ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria bestätigte Ermittlungen und kündigte eine Gegendarstellung beim Kartellgericht an. Auch die Gebrüder Weiss und Logwin bestätigten Ermittlungen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2010)