Josef Pröll: „Forschung muss Nutzen stiften“

Forschung dürfe nicht nur Forscher selbst faszinieren, meint Josef Pröll (Archivbild).
Forschung dürfe nicht nur Forscher selbst faszinieren, meint Josef Pröll (Archivbild).APA/HANS PUNZ
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Als Präsident der Ludwig Boltzmann Gesellschaft fordert Josef Pröll die Forscher auf, ihren Elfenbeinturm zu verlassen und mehr praktischen und wirtschaftlichen Nutzen zu stiften. Die Wissenschaft müsse gesellschaftsfähiger werden.

Man gewinnt den Eindruck, dass alle großen Innovationen der jüngeren Vergangenheit aus den USA kommen. Droht hier Europa den Anschluss zu verlieren?

Josef Pröll:
Es ist tatsächlich augenscheinlich, dass Europa nicht nur wirtschaftlich unter Druck kommt – vor allem im Vergleich zu China –, sondern eben auch bei Forschung und Entwicklung ein Stück weit zurückbleibt. Das hat mehrere Gründe. Etwa, dass bei uns weniger Geld aus der Wirtschaft in die Forschung fließt. Da gibt es in den USA deutlich mehr. Bei uns kommt das Geld vor allem aus dem öffentlichen Bereich. Auch wir als Ludwig Boltzmann Gesellschaft müssen uns massiv bemühen, um unsere neuen Forschungswege finanzieren zu können. Wir sind eines der wenigen Institute, das nicht nur die öffentliche Hand, sondern auch Partner aus der Privatwirtschaft an Bord hat.

Liegt es nur am Geld, oder geht es nicht auch um eine prinzipielle Einstellung in der Gesellschaft?

Nein, das zweite große Problem in Europa ist sicher die relativ stark ausgeprägte Innovationsfeindlichkeit in unserer Gesellschaft. Dieses Phänomen gibt es schon seit Jahrzehnten. Das hängt sehr oft mit ethischen und moralischen Grundsätzen zusammen, ich erinnere etwa an die Diskussion um die Stammzellenforschung. Wir haben eben eine andere Geschichte, wir sind stärker von unserem katholischen oder generell vom christlichen Wertesystem geprägt. Ich will jetzt nicht sagen, ob das positiv oder negativ ist, aber es bringt eine andere Dynamik mit sich.

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