Deutsche Schauspielerin klagt Harvey Weinstein

Filmproduzent Harvey Weinstein verlässt das Gericht im New Yorker Stadtteil Manhattan am 5. Juni 2018.
Filmproduzent Harvey Weinstein verlässt das Gericht im New Yorker Stadtteil Manhattan am 5. Juni 2018.Reuters (Brendan McDermid)
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Die unter dem Pseudonym Emma Loman geführte Klägerin wirft dem Filmmogul vor, sie 2006 bei den Filmfestspielen in Cannes in seiner Hotelsuite vergewaltigt zu haben.

Eine deutsche Schauspielerin hat Hollywood-Produzent Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung verklagt. In der in Los Angeles eingereichten Klageschrift wirft eine unter dem Pseudonym Emma Loman geführte Frau dem Filmmogul vor, sich während des Filmfestivals in Cannes im Jahr 2006 an ihr vergangen zu haben. Die Schauspielerin wirft dem Produzenten auch Körperverletzung und Freiheitsberaubung vor.

Die Frau lernte Weinstein nach eigenen Angaben im Jahr 2004 beim Filmfestival in Venedig kennen. Das ehemalige Model gibt in der am Montag öffentlich gemachten Klageschrift an, sie habe anfangs zögerlich auf die Einladung des Produzenten reagiert. Doch Weinsteins Hartnäckigkeit - sein Assistent rief sie angeblich bis zu 30 Mal am Tag an - habe sie dazu veranlasst anzunehmen.

In zahlreichen Treffen habe Weinstein sich sehr professionell verhalten, erklärte "Loman". Das änderte sich nach Angaben ihres Anwalts jedoch, nachdem der Produzent sie unter dem Vorwand möglicher Filmrollen in seine Hotel-Suite lockte. Er habe die Schauspielerin "überwältigt" und "vergewaltigt", heißt es in der Klageschrift.

Im Anschluss habe der 66-Jährige "Loman" mehrmals gedroht, er könne ihre Karriere ruinieren, sollte sie an die Öffentlichkeit gehen. Deswegen bewahrte sie laut Anklage zunächst Stillschweigen.

Erst nachdem Ende 2017 die Anschuldigungen gegen Weinstein laut und anschließend immer massiver geworden seien, habe "Loman sich sicher gefühlt, um den Anspruch auf Entschädigung für die Vergewaltigung durch Weinstein geltend zu machen", heißt es in der Klageschrift.

Die ersten Vorwürfe sexueller Übergriffe und Gewalt gegen den Filmproduzenten waren im Oktober laut geworden. Seither warfen ihm mehr als hundert Frauen derartige Taten vor, darunter Stars wie Salma Hayek, Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow. Weinstein bestreitet, jemals Frauen gegen ihren Willen zum Sex gezwungen zu haben. Der Hashtag #MeToo wurde in diesem Zusammenhang zum Sammelruf für den Kampf gegen sexuelle Gewalt.

#MeToo-Bewegung unter Beschuss

Unterdessen ging die Debatte um die #MeToo-Bewegung nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen die italienische Schauspielerin Asia Argento weiter. Argento ist eine führende Stimme der #MeToo-Kampagne. Sie war eine der ersten Schauspielerinnen, die Weinstein Vergewaltigung vorwarfen.

Inzwischen wurden Vorwürfe laut, die 42-Jährige habe vor fünf Jahren Sex mit dem damals minderjährigen Schauspieler und Musiker Jimmy Bennett gehabt. Die Schauspielerin weist die in einem Artikel der "New York Times" erhobenen Anschuldigungen zurück.

Der Fall Argento könnte einen Schatten auf die #MeToo-Bewegung werfen. Kampagnen-Gründerin Tarana Burke, die 2017 vom "Time"-Magazin zur "Person des Jahres" gekürt worden war, sah sich zu einem Appell beim Kurzmitteilungsdienst Twitter veranlasst: "Die Leute werden die jüngsten Nachrichten dazu benutzen, die Bewegung auf die Probe zu stellen und zu diskreditieren - lasst das nicht zu."

"Wir sind alle unvollkommene Menschen und wir alle sind für unser individuelles Verhalten verantwortlich", schrieb Burke weiter. Es gebe keine "Musterüberlebenden". Die Schauspielerin Rosanna Arquette, ebenfalls eine Weinstein-Anklägerin der ersten Stunden, warb um Verständnis für Argento. Der Zeitpunkt der Vorwürfe gegen die Kollegin sei "verdächtig", aber sie änderten keinesfalls etwas daran, dass "Asia von Harvey Weinstein vergewaltigt wurde", schrieb sie bei Twitter.

Weinsteins Anwalt Ben Brafman griff die Argento-Story derweil ebenfalls auf: "Diese Entwicklung offenbart ein atemberaubendes Niveau an Heuchelei bei Asia Argento, eine der Hauptantreiberinnen unter denen, die Harvey Weinstein zerstören wollen."

(APA/dpa)

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