Mobbing mit vollem Karacho: Webber unter Druck

(c) AP (Gero Breloer)
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Der Lokalmatador hat vor dem Australien-Grand-Prix einen schweren Stand. Denn die australische Öffentlichkeit wirft diesmal einen ganz besonders genauen Blick auf den 33-jährigen Red-Bull-Piloten.

MELBOURNE (mhk). Vom Heimvorteil merkt Mark Webber dieser Tage nichts. Im Gegenteil. Für den Australier ist der Grand Prix im Albert Park von Melbourne vielmehr eine Belastungsprobe. Denn die australische Öffentlichkeit wirft diesmal einen ganz besonders genauen Blick auf den 33-jährigen Red-Bull-Piloten. Aus mehreren Gründen.

Webber hat in der vergangenen Saison in Deutschland und Brasilien seine ersten beiden Rennen gewonnen und sich endlich im Kreis der Siegfahrer etabliert.

Der achte Platz beim Saisonauftaktrennen in Bahrain hingegen brachte nur vier Punkte in der WM-Wertung ein und war für Webber wie für seine Fans eine Enttäuschung. Denn die Szene ist sich zumindest in einem einig: Red Bull hat derzeit das beste Auto.

Neo-Ferrari-Pilot Fernando Alonso formulierte es so: „Sie scheinen ein wenig besser als die anderen – vor allem im Qualifying.“ Der Spanier spielte damit auf die Umstände an, unter denen er den Grand Prix in Bahrain vor seinem Markenkollegen Felipe Massa gewonnen hatte: Der lange Zeit führende Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel war nur wegen einer defekten Zündkerze auf Rang vier zurückgerutscht.

Apropos Vettel. Der Deutsche macht die Lage für Mark Webber nicht einfacher. Der 22-Jährige ist schnell und pflegt abseits der Boxenstraße sein Lausbubenimage. „Als ich jung war, wollte ich Michael Jackson werden. Es war sehr schmerzhaft, als ich feststellen musste, dass ich nicht die Stimme dafür hatte“, verriet er dem Portal Formula1.com. Seine Versuche, ein Didgeridoo zu spielen, hörten sich auch nicht wesentlich besser an. Vettel aber kümmerte es nicht.

Im Gegensatz zu Webber braucht er sich über die nächste Saison keine Sorgen zu machen. Sein Vertrag läuft bis 2011. Jener von Webber aber läuft im Herbst aus. Das bedeutet zusätzlichen Druck für den Lokalmatador, der von zahlreichen Plakaten in Melbourne lacht. Denn Red Bull, so lautet das Gerücht, werde im nächsten Jahr Webber durch Exweltmeister Kimi Räikkönen ersetzen. Der Finne fährt in dieser Saison für Red Bull in der Rallye-WM und könnte schon nach dem Winter wieder in die Formel 1 zurückkehren. Teameigentümer Dietrich Mateschitz hatte das vor Saisonstart allerdings als „reine Spekulation“ abgetan.

Aufhören im schönsten Moment

Das mag Webber beruhigen. Was aber schließlich Lewis Hamilton von sich gab, fällt eindeutig unter die Kategorie Mobbing. Der Engländer meinte bei einer PR-Veranstaltung in Sydney, er wäre „überhaupt nicht überrascht, wenn Mark Webber am Ende der Saison hinschmeißt“.

Auch der Weltmeister des Jahres 2008 stimmte provozierend in den Chor jener ein, die meinten, mit dem schnellsten und besten Auto müsse es für Webber möglich sein, das Heimrennen im Albert Park zu gewinnen.

„Ich weiß ja nicht, wie lange er noch in der Formel 1 bleiben will, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass er dieses Jahr aufhört“, sagte Hamilton. Er könne sich vorstellen, Webber denke sich Folgendes: „Ich höre auf, wenn es am schönsten ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2010)

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