Bundesheerboot gekentert: Hohe Welle als Unfallursache

Ein Heeresboot war auf der Donau gekentert. Eine 22-jährige und eine 18-jährige Frau liegen seither im AKH bzw. im Wilhelminenspital in Wien.
Ein Heeresboot war auf der Donau gekentert. Eine 22-jährige und eine 18-jährige Frau liegen seither im AKH bzw. im Wilhelminenspital in Wien.(c) APA/HARALD SCHNEIDER (HARALD SCHNEIDER)
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Die beiden jungen Frauen, die am Samstag unter Wasser eingeklemmt waren, schwebten zuletzt weiter in kritischem Zustand.

Wien/Hainburg. „Beim Girls Camp kannst du dich mit Soldatinnen und Soldaten austauschen, wertvolle Tipps erhalten und dich über Karrierechancen informieren.“ So bewirbt das Bundesheer die im Früh- und im Spätsommer stattfindenden Schnuppertage für künftige Soldatinnen. Eine 22-jährige und eine 18-jährige Frau – beide waren am Samstag in einem solchen Camp – liegen seither im AKH bzw. im Wilhelminenspital in Wien. Ihr Zustand war zuletzt kritisch. Ein Heeresboot war auf der Donau gekentert.

1 Wie konnte es zu dem Unfall kommen? Was war die Ursache für das Kentern des Bootes?

In dem Unglücksboot, welches auf der Donau bei Hainburg unterwegs war, befanden sich 13 Personen, nämlich acht Frauen und fünf Soldaten. Alle trugen Schwimmwesten. Zugelassen ist das Boot für 14 Personen.

Die schon am Sonntag angenommene Ursache für das Kentern hat sich am Montag erhärtet. Auf einem Video ist zu sehen, wie eine Welle das Boot erfasst. Diese wurde offenbar durch ein großes Donauschiff verursacht und baute sich durch den niedrigen Wasserstand der Donau noch weiter auf. Wasser schwappte über die Bordwand. Das Boot drehte sich und schwamm Kiel oben. Dabei wurden einige Personen unter Wasser eingeklemmt. Dass das Boot sank, wie in einer ersten Meldung des Heeres zu lesen war, sei nicht korrekt, erklärte Heeressprecher Michael Bauer am Montag.

Das Tragische: Eben weil alle Personen Rettungswesten trugen, war es aufgrund des starken Auftriebs der Westen schwer bis unmöglich unter dem Boot wegzutauchen, um an die Wasseroberfläche zu gelangen. Einige der Eingeklemmten konnten relativ früh von Soldaten gerettet werden. Zwei Frauen eben leider erst nach einiger Zeit.

2 Um welchen Bootstyp handelt es sich? Ist dieser Bootstyp für Heereszwecke geeignet?

Es handelt sich um eines von 18 Arbeits- und Transportbooten, die das Bundesheer 2014 und 2015 tranchenweise für Pionierbataillone angeschafft hat. Die gesamten Anschaffungskosten: 4,8 Millionen Euro. Dieser von einer Linzer Werft gebaute Bootstyp ist 8,5 Meter lang und 2,5 Meter breit. Der Motor ist 260 PS stark. Ein Boot wiegt 2,5 Tonnen und kann bis zu 70 km/h schnell fahren. Boote dieses Typs sind für Mannschafts- und Gerätetransporte sowie für die Katastrophenhilfe gedacht.

Am Girls Camp waren drei dieser Boote im Einsatz. Laut Bauer hatte das Bundesheer vor Anschaffung dieses Geräts „kritische Fahrsituationen“ künstlich herbeigeführt, um zu testen, wie stabil diese Boote sind. Es sei damals nicht gelungen, ein solches Boot zum Kentern zu bringen.

3 Welche Konsequenzen hat der tragische Unfall? Wie geht es (rechtlich) weiter?

Sowohl eine heereseigene Untersuchungskommission als auch die Staatsanwaltschaft Korneuburg ermitteln. Letztere prüft vor allem den Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung. Hauptverdächtiger ist derzeit der Bootsführer. Es handelt sich um einen Unteroffizier, der dazu ausgebildet wurde, diesen Bootstyp zu fahren. Freilich könnten sich die beiden Frauen im Falle eines Strafprozesses als sogenannte Privatbeteiligte dem Verfahren anschließen und auf diesem Weg Schadenersatz begehren. Abgesehen davon ist auch die Einbringung einer (zivilen) Schadenersatzklage denkbar.

Ob das Unglück Konsequenzen für die Abläufe beim Bundesheer bzw. für das Girls Camp nach sich zieht, wird man erst nach Vorliegen des Endberichts der Untersuchungskommission wissen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2018)

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