Nordkorea feiert 70-jähriges Bestehen ohne Atomwaffen

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Der französische Schauspieler Gerard Depardieu war einer der wenigen prominenten Gäste bei der großen Militärparade, mit der Nordkorea sein 70-jähriges Bestehen feierte. Bei der Truppenparade fehlten die Interkontinentalraketen.

Nordkorea hat am Sonntag mit einer Militärparade sein 70-jähriges Bestehen gefeiert. Machthaber Kim Jong-un nahm das Defilee mit zahlreichen Soldaten, Artillerie, Panzern und Raketenwerfern in der Hauptstadt Pjöngjang ab. Bei dem Aufmarsch waren jedoch keine Interkontinentalraketen zu sehen - offenbar sollte die US-Regierung nicht verärgert werden.

Stattdessen demonstrierte Kim die Freundschaft mit seinem Nachbarn und Verbündeten China. Er und der Gesandte des chinesischen Präsidenten Xi Jinping hielten sich am Ende der Parade auf der Tribüne an den Händen und reckten sie gemeinsam in die Höhe. Li Zhanshu gehört zu den sieben Mitgliedern des Ständigen Ausschusses des Politbüros der Kommunistischen Partei Chinas, der das eigentliche Machtzentrum der Volksrepublik bildet.

Die Truppenparade begann mit 21 Salutschüssen. Danach marschierten dutzende Infanterie-Einheiten über den nach Kims Großvater benannten Kim-Il-Sung-Platz, einige mit Nachtsichtbrillen, andere mit Panzerfäusten. Es folgten gepanzerte Mannschaftswagen, Mehrfachraketenwerfer und Panzer. Darüber flogen Doppeldecker in Formation, die Zahl 70 bildend. Kampfjets ließen rot-weiß-blauen Rauch hinter sich, die Farben der nordkoreanischen Flagge.

Am Ende der Parade wurden Kurzstreckenraketen vom Typ Kumsong-3 präsentiert, außerdem Marschflugkörper gegen Schiffsziele und das Boden-Luftgeschoss vom Typ Pongae-5. Die im vergangenen Jahr von Nordkorea getesteten Interkontinentalraketen des Typs Hwasong-14 und -15 fehlten hingegen. Mit ihnen lässt sich nach Angaben der nordkoreanischen Führung US-Festland erreichen.

Nordkorea hatte in den vergangenen Jahren sein Atom- und Raketenprogramm massiv vorangetrieben und damit gegen UN-Resolutionen verstoßen. Der UN-Sicherheitsrat, die USA, die EU und andere hatten mehrfach Sanktionen gegen Nordkorea verhängt.

Die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK), wie das Land offiziell heißt, wurde am 9. September 1948 ausgerufen. Drei Jahre zuvor hatten die Sowjetunion und die USA am Ende des Zweiten Weltkriegs die koreanische Halbinsel aufgeteilt, der Koreakrieg von 1950 bis 1953 zementierte diese Teilung zwischen dem stalinistischen Nord- und dem kapitalistischen Südkorea.

Kim war im Juni in Singapur zu einem viel beachteten Gipfel mit US-Präsident Donald Trump zusammengetroffen. Dabei stimmte er zwar einer Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu. Genauere Definitionen, ein Zeitplan oder Kontrollmaßnahmen wurden aber nicht genannt, weshalb die Vereinbarung vielfach als zu vage kritisiert wurde. Die US-Regierung verlangt weiter die "endgültige, vollständige Denuklearisierung" Nordkoreas.

Kein Wort über Atomwaffen

Der Streit um das nordkoreanische Atomwaffen- und Raketenarsenal zählt zu den gefährlichsten Konflikten der Welt. Pjöngjang will auf sein über die Jahrzehnte unter großen politischen und finanziellen Kosten aufgebautes Waffenarsenal nicht verzichten. Im April hatte Kim erklärt, das Atomwaffenprogramm sei erfolgreich vollendet worden, neue strategische Priorität habe nun der "sozialistische Wirtschaftsaufbau".

Das protokollarische Staatsoberhaupt Kim Yong-nam würdigte Nordkorea und seine Armee am Sonntag als die "stärksten der Welt", erwähnte in seiner Rede Atomwaffen aber mit keinem Wort. Dafür waren viele Panzer und Militärfahrzeuge mit der Parole versehen: "Zerstört die imperialistischen US-Aggressoren, Erzfeinde der Menschen in der DVRK!"

Unmittelbar nach dem Ende der Parade strömten tausende Menschen mit Blumen und Flaggen auf den Platz. Sie ließen Kim hochleben und riefen Parolen für Koreas friedliche Wiedervereinigung. Der Koreakrieg endete lediglich mit einem Waffenstillstand, ein Friedensabkommen zwischen Nord- und Südkorea gibt es bis heute nicht.

Nordkorea hatte zu den Jubiläumsfestlichkeiten Einladungen in alle Welt versandt. Doch es gab nur wenige prominente Gäste, unter ihnen der mauretanische Präsident Mohamed Ould Abdel Aziz und der französische Schauspieler Gerard Depardieu, der unterhalb der Haupttribüne Platz nahm.

(APA/AFP)

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