Alibaba-Vorstandschef Ma kündigt Rückzug für 2019 an

Der 54-jährige Jack Ma will sich künftig der Bildung, dem Umweltschutz und der Philanthropie verschreiben. Nachfolger wird Daniel Zhang, der als CEO des chinesischen Online-Giganten schon seit fünf Jahren das Tagesgeschäft verantwortet.

Hangzhou. Jack Ma (54) will in einem Jahr als Vorstandschef des chinesischen Online-Giganten Alibaba abtreten. Das gab der chinesische Milliardär am Montag in einem von Alibaba veröffentlichten Brief bekannt. Nachfolger von Ma soll Daniel Zhang werden, der schon seit gut fünf Jahren als CEO das Tagesgeschäft verantwortet.

Bereits am Wochenende hatte es Berichte gegeben, dass Ma am Montag seinen Rücktritt ankündigen werde. Darüber, wann er seinen Vorsitzenden-Posten bei der Alibaba Group aufgibt, gab es allerdings unterschiedliche Angaben. Nun scheint das Timing klar: Um einen "reibungslosen und erfolgreichen" Übergang zu gewährleisten, werde Ma bis September 2019 Vorstandsvorsitzender bleiben, schrieb der 54-Jährige.

Bis 2020 Direktor im Aufsichtsrat

Als ein Direktor im Aufsichtsrat wolle Ma demnach noch bis zum Aktionärstreffen 2020 bleiben: "Lehrer wollen immer, dass ihre Schüler sie übertreffen. Das Verantwortungsvollste für mich und das Unternehmen ist es, dass jüngere, talentiertere Leute die Führung übernehmen."

Ma galt bisher als das allgegenwärtige Gesicht und Vordenker der größten chinesischen Handelsplattform. Dass Ma einmal das größte börsennotierte Unternehmen des Landes schmieden und es mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 40 Milliarden Dollar (rund 34,3 Mrd Euro) zu einem der reichsten Männer des Landes bringen würde, war noch vor zwei Jahrzehnten nicht einmal zu erahnen.

Jack Ma (54) will in einem Jahr als Vorstandschef des chinesischen Online-Giganten Alibaba abtreten. Das gab der chinesische Milliardär am Montag in einem von Alibaba veröffentlichten Brief bekannt. Nachfolger von Ma soll Daniel Zhang werden, der schon seit gut fünf Jahren als CEO das Tagesgeschäft verantwortet. (c) APA/AFP/MUNIR UZ ZAMAN (MUNIR UZ ZAMAN)

Der chinesische Unternehmer Jack Ma ist Jahrgang 1964, geboren in Hangzhou und war der erste Chinese des Festlands, der es auf den Titel des Forbes Magazines schaffte. Sein Privatvermögen wird auf über 36 Milliarden US-Dollar geschätzt. (c) APA/dpa/Christian Charisius (Christian Charisius)

Dieses hat er der Alibaba Group zu verdanken. 2018 belegte er laut "Forbes" Platz 20 der reichsten Menschen der Welt. (c) REUTERS (ALY SONG)

Dabei fing seine Karriere alles andere als vielversprechend an: Er scheiterte sogar mit einer Bewerbung als Verkäufer bei der Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken scheiterte. Er brauchte auch mehrere Anläufe für die Uni-Aufnahmeprüfungen, bis es endlich mit dem Englisch-Studium in seiner Heimatstadt Hangzhou klappte. Bloomberg

Wie aber gelingt so eine Karriere vom einfachen Englischlehrer im kommunistischen China zum Lenker eines der größten Internetkonzerne der Welt? Jack Ma erzählt die Geschichte gerne. Zunächst braucht ein erfolgreiches Unternehmen viele Lehrer, so Lektion eins, weil die das Beste aus den Menschen herausholen: "Lehrer wollen, dass ihre Schüler später besser werden als sie selbst." Ma hat Alibaba 1999 in seinem Wohnzimmer gegründet. (c) REUTERS (BOBBY YIP)

Vier Jahre lang dümpelte die Idee vor sich hin, bis er im Jahr 1999 17 nahestehenden Freunden (darunter waren sieben Lehrer) seine Idee präsentierte, damit diese in sein Unternehmen investieren. Er überzeugte seine Freunde stundenlang von seiner Vision, bis diese schließlich stolze 60.000 US Dollar (etwa 56.882 Euro) in seine Idee investierten. (c) APA/AFP/SAUL LOEB (SAUL LOEB)

Mindestens genauso wichtig, Lektion zwei, sind Frauen. "Wir beschäftigen bei Alibaba mehr Frauen als Männer, das macht den Unterschied aus. Denn Frauen wissen, worum es geht - um den Menschen", betont er immer, wenn er gefragt wird, was das Geheimnis von Alibaba ist.   (c) APA/AFP/AARON FAVILA (AARON FAVILA)

Elite-Unis und Einser-Examen dagegen werden überbewertet, so Lektion drei. "Stellt nicht die qualifiziertesten Leute ein, sondern die verrücktesten", sagt Ma, den alle für verrückt hielten, als er seinen Lehrerjob aufgab, um "etwas mit dem Internet" zu machen. "Was das sein sollte, habe ich selbst nicht verstanden." (c) APA/AFP/STR (STR)

Die meisten Alibaba-Führungskräfte sind zwischen 30 und 40 Jahre alt. Die Faustregel sei ganz einfach, sagt Ma: "Die Mitarbeiter sollten immer 20 Jahre jünger sein als die Politiker in der Regierung." (c) REUTERS (ALY SONG)

Ma hatte noch nie einen Computer gesehen, bevor ihn 1995 ein Job als Übersetzer nach Amerika führte und er erstmals das Internet kennenlernte. Von dem Augenblick an wusste er: "Das will ich versuchen. Ich gebe mir zehn Jahre Zeit dafür, sonst unterrichte ich wieder." Ein halbes Jahr später war seine erste Website in China online. Das Suchverzeichnis für chinesische Unternehmen wurde allerdings ein Flop. Erst seine zweite Idee zündete. (c) APA/AFP/Andrew Burton (Andrew Burton)

  Jack Mas Tipp für junge Entrepreneure: "Gebt niemals auf. Heute ist grausam, morgen wird es noch schlimmer. Aber übermorgen wird die Sonne scheinen." (c) APA/AFP/SAM YEH (SAM YEH)

Erst 1995 in den USA das Internet kennengelernt

Nicht nur, dass Ma mit einer Bewerbung als Verkäufer bei der Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken scheiterte. Er brauchte auch mehrere Anläufe für die Uni-Aufnahmeprüfungen, bis es endlich mit dem Englisch-Studium in seiner Heimatstadt Hangzhou klappte. Erst 1995, als ihn ein Job als Übersetzer erstmals in die USA führte, lernte er das Internet kennen.

Ein halbes Jahr später war seine erste Website in China online. Das Suchverzeichnis für chinesische Unternehmen wurde allerdings ein Flop. Erst seine zweite Idee zündete: Ausgestattet mit 60.000 Dollar von Freunden gründete Ma 1999 Alibaba - in seinem Wohnzimmer. Inzwischen hat Alibaba 576 Millionen aktive Nutzer in seinen chinesischen Handelsplattformen, allein im vergangenen Quartal kamen 24 Millionen hinzu. Trotz der Dominanz auf dem chinesischen Markt wächst Alibaba weiterhin schnell: Zuletzt stieg der Quartalsumsatz im Jahresvergleich um 61 Prozent auf 80,9 Milliarden Yuan (rund 10,2 Mrd Euro).

Als Wohltäter künftig in den Fußstapfen von Bill Gates

In seinem Brief deutete Ma an, dass er sich nach seinem Rückzug vor allem wohltätigen Aufgaben widmen werde. Er könnte damit in die Fußstapfen von Microsoft-Gründer Bill Gates treten, der nach seinem Rückzug beim Windows-Konzern einen großen Teil seines Milliardenvermögens für den Kampf gegen Krankheiten ausgibt.

Bildung, Umweltschutz und Philanthropie seien Dinge, die ihn in Zukunft wahrscheinlich beschäftigten werden, schrieb Ma: "Die Welt ist groß und ich bin noch jung, also möchte ich neue Dinge ausprobieren."

(dpa)