Der deutsche Sanierer GA Europe übernimmt die insolvente Modekette. 30 Filialen schließen, 15 sofort.
Wien. Die Einigung brauchte mehr Anläufe, als es Masseverwalter Norbert Scherbaum lieb gewesen ist. Mitte August wollte er den neuen Eigentümer für die insolvente Modekette Charles Vögele präsentieren. Er sollte die 102 Filialen und 711 Mitarbeiter in Österreich durch das Ende Juli eröffnete Sanierungsverfahren und zurück in die Profitabilität führen.
Drei Wochen und mehrere vertagte Gläubigerausschusssitzungen später steht er fest: Der deutsche Sanierer GA Europe hat sich gegen den zweiten Bieter, das niederländische Textilunternehmen Victory and Dreams, durchgesetzt. Der Gläubigerausschuss nahm sein Angebot am Montag an.
„Das Gesamtpaket hat für ihn gesprochen“, so Vögele-Chef Thomas Krenn. Dieses Gesamtpaket sieht aber nicht für alle Mitarbeiter eine Zukunft in der Firma vor. 25 bis 30 Filialen müssen schließen, 15 davon „in den nächsten Tagen“, ließ die Firma am Montag wissen. Die Mitarbeiter seien informiert. „Im Worst Case sind 150 bis 200 betroffen“, so Krenn zur „Presse“.
Er freue sich, dass die Zerschlagung des Unternehmens trotz der vielen involvierten Parteien abgewendet werden konnte. Die italienischen Lieferanten sollten die frische Herbst-Winter-Ware, auf die die Filialen bisher warten mussten, demnächst liefern. Und auch die Unsicherheitsfaktoren in der Schweiz dürften gebannt sein: Die insolvente Schweizer Muttergesellschaft habe der Anteilsübertragung zugestimmt und der Streit, der um die Rechte am Namen „Charles Vögele“ geherrscht haben soll, scheint überwunden.
Scherbaum bat die 178 Gläubiger, dem Sanierungsplan mit 20-prozentiger Quote zuzustimmen. Gelingt das, steht die größte Hürde noch bevor. Krenn: „Wir müssen uns bei den Kunden wieder in Erinnerung rufen.“ (loan)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2018)